Wien - Der Staat Plateau im Zentrum Nigerias ist mit etwa 27.000 Quadratkilometern etwa doppelt so groß wie das Bundesland Tirol. Den Namen gab ihm das Hochplateau Jos. 1926 errichteten die britischen Kolonialherren die Provinz Plateau, indem sie das Gebiet aus der Provinz Bauchi herausnahmen. Grund war, ein Territorium zu erhalten, das größtenteils von Nicht-Muslimen bewohnt ist. So erhofften sich die Briten, die damals in Bau befindliche Bahnstrecke dort sowie Bergbauaktivitäten besser zu sichern.

Seither wurden die Grenzen von Plateau mehrmals verschoben. Konflikte zwischen Volksgruppen in der Region waren in der Vergangenheit keine Seltenheit, und verschiedene Ethnien setzten sich nach der 1960 erlangten Unabhängigkeit bei der Regierung durch, mit angrenzenden Gegenden, wo andere Angehörige ihrer Gruppe konzentriert leben, fusioniert zu werden.

Die Strukturierung in teilautonome Gliedstaaten erhielt Nigeria 1967 unter der Militärregierung von General Yakubu Gowon nach einem blutigen Putsch. So sollte eine Balance zwischen Nord und Süd geschaffen und ein Zerfall des Staates verhindert werden.

Zwischen 1967 und 1970 kam es in Nigeria zu einem Sezessionskrieg zwischen der Zentralgewalt und der "Republik Biafra", welche die christliche Bewohner des Igbo-Volkes im Südosten proklamiert hatten. Der Konflikt endete mit der Kapitulation Biafras, schätzungsweise zwei Millionen Menschen kamen ums Leben.

Plateau mit seinen mehr als drei Millionen Einwohnern liegt an der Grenze zwischen dem muslimisch dominierten Norden und dem überwiegend christlichen Süden. Er gilt als "Nigeria im Kleinen", weil dort die meisten ethnischen Gruppen des Gesamtstaates vertreten sind und sich vermischen. Keine der mehr als 30 Volksgruppen kann eine Mehrheitsposition für sich beanspruchen.

Inter-ethnische und inter-religiöse Konflikte mit Gewaltausbrüchen kennzeichnen die jüngste Geschichte von Plateau und Nigeria im allgemeinen. Als Gründe dafür gelten u.a. Armut, Arbeitslosigkeit sowie Streit um Land und politischen Einfluss. Im Folgenden eine Chronologie:

2000 - Hunderte Tote bei Zusammenstößen zwischen Christen und Muslimen, als mehrere Teilstaaten im Norden das islamische Recht (Scharia) einführen.

2001 - Tausende Vertriebene bei Stammeskriegen im Staat Benue, Armeeangehörige massakrieren 200 unbewaffnete Zivilisten - offenbar als Vergeltung für die Entführung von Soldaten.

2002 - Im Februar eskaliert die Gewalt in der größten nigerianischen Stadt Lagos zwischen den Hausa und den christlichen Yoruba: Rund 100 Tote; Unruhen aus Protest von Muslimen gegen die in Nigeria geplante Miss-World-Wahl in Nigeria kosten im November mehr als 200 Menschen das Leben

2003 - Rund 100 Todesopfer bei inter-ethnischen Zusammenstößen im Nigerdelta.

2004 - Der Ausnahmezustand über Plateau wird verhängt, nachdem christliche Milizen in Yelwa mehr als 200 Muslime getötet haben. In der Folge kommt es zu Racheaktionen gegen Christen in Kano.

2006 - Mehr als 100 Tote bei Gewaltausbrüchen zwischen den Religionsgruppen in mehrheitlich muslimischen Städten im Norden und der südlichen Stadt Onitsha. (APA)