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Bundesministern Claudia Schmied sagt, dass ihre Vorhaben "durchfinanziert" seien.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied sieht sich von den allgemeinen Sparvorgaben für die einzelnen Ressorts nicht betroffen. Alle Maßnahmen, die vor dem Sommer beschlossen wurden, wie die Verringerung der Klassenschülerhöchstzahl, seien bereits in der Finanzvorschau des Finanzministers verankert, "das ist durchfinanziert", sagte Schmied am Freitag im Gespräch mit der APA. Die im neuen Regierungsprogramm festgeschriebenen 50 Mio. Euro jährlich stünden für neue Maßnahmen zur Verfügung.

Behindertengerechte Ausgestaltung unter Vorbehalt

Damit würden 2013 - nach dem Endausbau von Maßnahmen wie kleinere Klassen, mehr muttersprachlicher Unterricht, Bildungsstandards, etc. - jährlich 400 Mio. Euro mehr in die Bildung investiert, sagte Schmied. Sie verwies darauf, dass auch als "ein zweiter zentraler Punkt" das Investitionspaket in Höhe von fast 1,7 Mrd. Euro für Ausbau und Sanierung von Schulgebäuden fix im Regierungsprogramm verankert sei. 600 Mio. Euro davon würden als Teil des Konjunkturpakets prioritär umgesetzt. Zusätzlich gebe es noch - allerdings unter Budgetvorbehalt - 380 Mio. Euro für eine weitere behindertengerechte Ausgestaltung der Schulen.

Kampf mit Bundesländern

Auch wenn es für Schmied bei den bevorstehenden Budgetverhandlungen im Februar offensichtlich keine Geldsorgen gibt, wird sie sich für viele Maßnahmen - vom österreichweiten Bildungsplan für das verpflichtende Kindergartenjahr bis zur Straffung der Schulverwaltung - mit den Bundesländern herumschlagen müssen. Hier zieht die Ministerin einen Vergleich mit dem Kulturbereich: "Entscheidend ist, dass gutes, anspruchsvolles, aufregendes Theater stattfindet. Da ist es zweitrangig, ob das ein Bundes- oder Landestheater ist." Ähnlich sei es im Bildungsbereich, wo entscheidend sei, was im Klassenzimmer passiert. "Leider beschäftigen wir uns aufgrund der Kompetenzgestaltung aber immer sehr lange mit Strukturfragen."

Landesschulrat adé

Dennoch hat sie ein "persönliches Zukunftsbild" für die Schulverwaltung. Hier würde sie es schon "als großen Fortschritt sehen, wenn sich die westlichen Bundesländer dem Modell anschließen, das es schon in Wien, Niederösterreich, Burgenland und Oberösterreich gibt". Nur eine Institution, nämlich der Landesschulrat, sollte sich als Bundesbehörde um die Schulagenden kümmern, damit würden Doppelgleisigkeiten mit Landesbehörden abgeschafft. Es wäre für Schmied ein großer Fortschritt, wenn es auch noch gelinge, die Bezirksschulräte abzuschaffen und die Landesschulrats-Kollegien umzuwandeln - "in Beiräte im Sinne einer Mitbefassung, aber nicht einer Überlagerung ohnehin schon demokratisch legitimierter Entscheidungen".

"Stufenlehrermodell"

Noch keine detaillierten Vorstellungen hat Schmied bei der geplanten Ausbildung von Kindergartenpädagogen auch an Pädagogischen Hochschulen (PH) sowie aller Lehrer an PH und Unis. Priorität müssten hier "Durchlässigkeit, Karriereperspektiven und Weiterqualifizierungsmöglichkeit haben". Ihr Ziel sei deshalb ein "Stufenlehrermodell", wo klar feststehe, wie man sich weiterentwickeln und selbst den Berufsweg mitgestalten könne. Man müsse den Lehrern "mehr Abwechslung auf ihrem persönlichen Berufsweg bieten".

Nicht jeder soll Lehrer werden

Zentral im Interesse der Kinder, der Eltern, aber auch der Studenten sei ein Aufnahmeverfahren: "Nicht jeder, der den Lehrberuf ergreifen will, soll auch studieren können." In einer Studieneingangsphase sollte möglichst früh mit Praxistests und Selbsterfahrung eine Beurteilung möglich sein, "ob eine Person für den Beruf geeignet ist oder nicht". Wie die Ausbildung dann konkret abläuft, "welcher Teil an PH, und welcher an Universitäten stattfinde, ob man einzelnen Teile zusammenlegt", will sie nicht vorgeben. Das sollen Experten bis Ende 2009 ausarbeiten.

Kein Modell mit drei Schularten

Die Gefahr, dass die "Neue Mittelschule" nur für Hauptschulen interessant ist und von AHS kaum wahrgenommen wird, sieht Schmied nicht. "Mein Ziel ist unverrückbar die gemeinsame Ausbildung der Zehn- bis 14-Jährigen." Sie freue sich, dass zunehmend auch AHS-Standorte interessiert seien, etwa in der Steiermark. Froh sei sie auch darüber, dass die "Neue Mittelschule" als Begriff im Regierungsprogramm verankert sei, das sei "ein wichtiges Bekenntnis auch der ÖVP". Ein Modell mit drei Schularten (Hauptschule, AHS-Unterstufe und Neue Mittelschule) ist für Schmied "undenkbar, der Punkt der Entscheidung muss kommen". Idealerweise sei das Ende der Legislaturperiode, wo man bereits einen gesamten Durchlauf der Neuen Mittelschule von der 1. bis zur 4. Klasse geschafft habe, "der Punkt, wo man sagt ja oder nein".

"Vertraue auf Kraft der Öffentlichkeit"

Das wichtigste dabei sei, die Eltern davon zu überzeugen, dass mit der "Neuen Mittelschule" für mehr junge Menschen höhere Bildung möglich sei. "Ich vertraue auf die Kraft der Öffentlichkeit und der Eltern, dass in einem nächstem Schritt die Umstellung gelingt." Den Widerstand vieler Lehrer und vor allem der AHS-Lehrergewerkschaft kennt Schmied zwar, es sei aber die "Frage, wo man Energie investiert. Ich möchte mich auf die innovativen Kräfte konzentrieren und diese auch stützen - da muss man da und dort mit Widerstand umgehen können". (APA)