Urlauber vor dem Österreich-Stand in Utapao. Wer hier gelandet ist, hat das Schlimmste bereits hinter sich.

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Wer in Utapao bei einem Sandwich und Wasser sitzt, der hat schon das Schlimmste hinter sich. Dessen Gepäck fertigen am Boden sitzende Stewardessen ab, und damit ist die Hoffnung groß, einen Albtraum aus Flughafenblockade, schlaflosen Nächten und unzähligen Fehlinformationen in Thailand zurücklassen zu können. Während hunderttausende Reisende in Bangkok festsitzen, ist dieser kleine Militärflughafen, zweieinhalb Autostunden von der Hauptstadt entfernt, einer der wenigen Ausgänge von Thailand in die Welt.

Geduld ist die Tugend, die hier draußen zählt. Soll man sich dort anstellen, wo der handgeschriebene Zettel mit der eigenen Flugnummer drauf an einem Pfosten angeheftet ist? Wie kommt man in die kleine Abflughalle rein, wenn ein paar Hundert russische Touristen gerade das gleiche vorhaben?

„He, Sie! Reden Sie Deutsch?" Mit „He, Sie!" fühlt sich Frau Michlits von der österreichischen Botschaft in Bangkok angesprochen. Sie hat sich vor einer rot-weiß-roten Flagge und zwei Gartensesseln postiert. Das ist ihr „Österreich-Standl", an dem sie Touristen Auskunft gibt. Etwa Herrn M., der auf gut Glück nach Utapao gefahren ist. Es hätte ja sein können, so seine Hoffnung, dass er doch mitgenommen wird auf dem Flug nach Wien. „Leider", sagt Michlits. Die Maschinen sind voll.

Gerade mal zehn Flugzeuge landen hier an ruhigen Tagen. Aber nun, wo sich Demonstranten und Polizei auf dem besetzten internationalen Flughafen Suvarnabhumi gegenüberstehen und dort ein Totalausfall des Flugbetriebs zu beklagen ist, müssen hier fast 50 Flüge täglich koordiniert werden.
Bruno hat dabei noch weniger Glück: Er ist von Utapao noch weit entfernt. Er ist in Bangkok gestrandet: „Ich brauche nicht einmal ein neues Ticket", stöhnt er, „ich brauche ja nur die Gewissheit, dass meine Maschine nach Paris überhaupt geht!" Bei Thai Airways fühlt er sich gefoppt: „Sie geben dir ein Papier in die Hand, sagen, du kannst fliegen. Eine Stunde später wirst du verständigt, leider doch nicht." Kreuz und quer sind die Touristen wie Bruno auf der Jagd durch Bangkok nach einem Flugticket. Geschätzte 100.000 Reisende sollen hier noch immer festsitzen. Drei von ihnen aus Tirol sitzen auf Stufen in der Surawongse-Straße. Sie sind leider auf Qatar Air gebucht, weshalb sie die AUA nicht mitnimmt.

Maria aus Seefeld kann schon auswendig alle Möglichkeiten zur Ausreise aus Thailand runterrasseln, „die sicher nicht funktionieren". Der Weg führt Maria noch einmal ins AUA-Büro. Aber heute geht nichts mehr: „300 sind vor Ihnen auf der Liste", sagt eine freundliche AUA-Mitarbeiterin. Also vielleicht morgen. Von dem Gratis-Sandwich zum Abschied am Militärflughafen Utapao sind die drei noch weit entfernt. (aw, DER STANDARD, Printausgabe, 1.12.2008)