Untere soziale Schichten, Ungebildete, Senioren sowie Behinderte - viele von ihnen zeigen kein Interesse an der Informationsgesellschaft oder es bleibt ihnen der Zugang versagt. Jetzt will man dise Menschen an Bord und ins Internet bringen, hieß es heute, Sonntag, Mittag bei der Pressekonferenz zum Beginn der "e-inclusion"-EU-Ministerkonferenz in Wien.

1.200 Delegierte

Bis Dienstag diskutieren rund 1.200 Delegierte über entsprechende Programme und Möglichkeiten. Die Veranstaltung unter der französischen Präsidentschaft, in Wien vertreten durch Staatssekretär Eric Besson, bildet den Abschluss einer Konferenzreihe, die 2006 unter der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft in Riga/Lettland begonnen hatte. Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) nehmen einen zentralen Platz im Leben ein. Doch 30 bis 40 Prozent der Europäer beherrschen diese vierte Kulturtechnik nicht und verzichten so auf die dadurch offerierten Vorteile.

35 Prozent der ÖsterreicherInnen ohne Internet

Auch 35 Prozent der ÖsterreicherInnen nutzen das Internet nicht. Die Gründe dafür sind vielfältig: Etwa geringes Einkommen, niedriger Bildungsstandard, kulturelle oder örtliche Isolation sowie ein fortgeschrittenes Alter. Damit auch Personen mit Behinderung das Netz nutzen können, braucht es frei zugängliche Websites. Doch europaweit sind erst fünf Prozent barrierefrei. "e-Inclusion" soll dem Ausschluss entgegen wirken. Das Ziel ist eine integrative Informationsgesellschaft - d. h. eine Informationsgesellschaft für alle Menschen. Die zahlreichen Veranstaltungen, Projekte, Studien und bewusstseinsbildende Aktionen die während des Jahres 2008 überall in Europa stattgefunden haben, um zu diesem Ziel beizutragen, werden nun im Rahmen der Wiener Konferenz präsentiert.

Interessante Zielgruppenangebote

Die scheidende Frauenministerin Heidrun Silhavy (S): "Wir werden nur dann erfolgreich sein, wenn es uns gelingt, interessante Angebote für die jeweilige Zielgruppe zu erstellen." Besson zog einen drastischen Vergleich: Ein heute zehnjähriges Mädchen, das nicht das Internet nutzt, wird in zehn Jahren "an einer Art Behinderung leiden". Sie würde sich nicht in das Arbeitsleben eingliedern können. Mit entsprechender Vehemenz betreibt Frankreich das Vorhaben des Internetausbaus, um jedem Staatsbürger einen Breitbandanschluss zu verschaffen, führte der Politiker aus. Erstmals sollen die "e-Inclusion Awards" zur Anerkennung von IKT-Spitzenleistungen und bei der Bekämpfung von sozialer und digitaler Benachteiligung vergeben. Aus 35 Preisanwärtern werden sieben Gewinner ausgewählt, die im Wiener Rathaus geehrt werden.(APA)