München - Mit kräftigem, lange anhaltenden Applaus und einigen Bravos ging heute, Freitag, Abend die Uraufführung von Elfriede Jelineks Stück "Rechnitz (Der Würgeengel)" an den Münchner Kammerspielen zu Ende. Wieder einmal erwies sich Jossi Wieler als der ideale Regisseur für die schwierigen, ohne Dialoge als gewaltige, auratische Textmassen geschriebenen Stücke der österreichischen Nobelpreisträgerin.

Massaker im burgenländischen Rechnitz

Der Text verarbeitet das Massaker von März 1945 im burgenländischen Rechnitz, wo unmittelbar vor dem Eintreffen der Roten Armee auf einem gräflichen Anwesen rund 200 jüdische Zwangsarbeiter aus Ungarn von SS-Männern und Gästen der Schlossherrin umgebracht wurden. Das Massengrab wurde bis heute nicht gefunden, die Mörder nicht belangt. Jelinek, die auch Anklänge an den Bunuel-Film "Der Würgeengel" eingebaut hat, lässt Boten von damals berichten und reflexiert ausgehend von den damaligen Geschehnissen über Erinnerung und Verdrängung.

Wieler schafft es in seiner in einem geheimnisvollen, holzgetäfelten Raum (Ausstattung: Anja Rabes) spielenden Inszenierung den Wortwitz des stark gekürzten und auf fünf Schauspieler (Katja Bürkle, André Jung, Hans Kremer, Steven Scharf und Hildegard Schmahl) aufgeteilten Textes immer wieder herauszuarbeiten und das Publikum zum Lachen zu animieren. Grauen und Gelächter wechseln in dieser zweistündigen, betroffen machenden Aufführung immer wieder ab. (APA)