Dortmund/Leipzig/Münster - An mehreren Theatern in Deutschland haben am Freitag und am Wochenende die Musiker gestreikt. Die Vorstellungen sind entweder ausgefallen oder wurden lediglich vom Klavier begleitet. Betroffen waren das Gewandhausorchester Leipzig, das Theater Dortmund, die Städtischen Bühnen in Münster, die Magdeburger Philharmonie und das Theater Duisburg. Dieser Vorfall sei einzigartig in der 265-jährigen Geschichte, teilte das Orchester in Leipzig mit.

In Dortmund habe es in den vergangenen Jahrzehnten keinen Orchesterstreik gegeben, sagte ein Sprecher des Theaters. Mit den Streiks reagierten die Musiker auf den aktuellen Tarifkonflikt, nachdem Mitte Oktober die Gehaltsverhandlungen für die 90 deutschen Opern- und Konzertorchester gescheitert waren.

Operette nur mit Klavierspiel

Dem Streik zum Opfer fielen in Leipzig Aufführungen des Konzerts im Gewandhaus und des Balletts "Schwanensee" im Opernhaus. In Dortmund wurde eine Aufführung der Operette "Im weißen Rössl" gestrichen. In Münster fand die Premiere der Operette "Land des Lächelns" von Franz Lehár am Samstagabend nur mit Klavierspiel statt. In der Magdeburger Philharmonie wurde eine Aufführung von Mozarts "Die Zauberflöte" und von Beethovens "Fidelio" in Duisburg ebenfalls nur vom Klavier begleitet.

Das Gewandhaus verwies auf die Gefahr eines weiteren Kulturabbaus in Deutschland. In den vergangenen Jahren seien 35 von vormals 168 Berufsorchestern geschlossen worden. "Auch der seit Jahren praktizierte Lohnverzicht vieler Musiker, vor allem in den neuen Bundesländern, hat auf Dauer keine Arbeitsplätze gerettet", erklärte das Orchester.

Orchester bestreikte Verdi-Premiere in Frankfurt

Die Streiks von deutschen Orchestern haben am Sonntag auch die Oper in Frankfurt am Main erreicht. Nach Angaben eines Sprechers der Beschäftigten weigerten sich die 85 eingeteilten Musiker des Frankfurter Museumsorchesters am Sonntagabend, die Premiere der Verdi-Oper "I Masnadieri" nach Schilllers "Die Räuber" zu spielen. In feierlicher Kleidung traten die Streikenden vor das Opernhaus und informierten die Besucher.

Warnstreiks und Protestaktionen

Vorangegangen waren Anfang Oktober zahlreiche Warnstreiks und Protestaktionen von 80 Orchestern. Die Musiker fordern die Ankoppelung ihrer Vergütung an den öffentlichen Dienst, teilten die Dortmunder Philharmoniker mit. Seit 2005 seien den Orchestern sämtliche Tariferhöhungen vorenthalten worden.

Nach dem Scheitern der Tarifgespräche drängt nun die Zeit. Wenn es bis zum 31. März 2009 keine Einigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gibt, wollen die Arbeitgebervertreter den Manteltarifvertrag komplett kündigen. Dann wäre jeder Arbeitgeber frei, die Bezahlung seiner Musiker selbst zu regeln. (APA/dpa)