Bild nicht mehr verfügbar.

Wo liegen die Grenzen beim 100-Meter-Sprint? Bei 9,48 Sekunden, meint der Biologe Mark Denny.

Foto: APA/EPA/BERND WEISSBROD

Palo Alto / Bochum - Wo liegt die maximale Leistungsfähigkeit des Menschen? Der Biologe Mark Denny von der Stanford University prognostiziert, dass Athleten im 100-Meter-Sprint eine Zeit von 9,48 Sekunden erreichen könnten. Hier liege jedoch ein absolutes Limit für den menschlichen Körper, so die im "Journal of Experimental Biology" veröffentlichte Behauptung Dennys. Was im Körper noch bessere Laufleistungen einschränke, wisse man laut dem Biologen derzeit nicht.

Vergleich mit dem Tierreich

Als Grundlage seiner Aussagen verglich Denny die Höchstgeschwindigkeiten des Menschen mit denen von Hund und Rassepferd seit dem 19. Jahrhundert. Die Bestleistung der Tiere bei Rennen stieg demnach seit den 70er Jahren nicht mehr an, ein Limit sei erreicht. "Daran hat auch die Vergrößerung ihrer Populationen nichts geändert", so der kalifornische Wissenschaftler. Beim Menschen seien endgültige Aussagen aufgrund verschiedener Disziplinen schwierig.

Denny schätzt, dass männliche Sprinter in allen Distanzen noch Zeiten verbessern können, im 100-Meter-Sprint setzt er die Latte bei 9,48 Sekunden. Weibliche Sprinter könnten ihren derzeitigen Weltrekord zwar noch um 0,4 Sekunden verbessern, doch hätten die Damen ihr Limit auch im Marathon schon ziemlich erreicht.

Krafttraining

Roland Stein trainiert die deutsche 4 x 100 Meter-Staffel und auch Ronny Ostwald, den derzeitigen Inhaber des deutschen Sprintnationalrekords über 100 Meter. Stein bezeichnet die individuelle Trainingsbelastung als wesentlich für Leistungssteigerungen im Sprint. "Entscheidend ist, wie gut die Athleten die Kraft auf den Boden umsetzen können. Niedrigere Zeiten werden vor allem durch Krafttraining erreicht." Top-Athleten würden sich durch höhere Belastungsfähigkeit auszeichnen. "Athleten, die unlautere Mittel wie Doping einsetzen, zielen letztlich darauf ab, die naturgegebenen Grenzen des Körpers in der Trainingsbelastung zu steigern", so Stein.

Die Körpergröße der Athleten wertet Stein nicht als eindeutigen Faktor für Schnelligkeit, vielmehr spiele Veranlagung eine Rolle. "Bei den Damen ist seit 20 Jahren niemand auch nur annähernd an die 10,49 Sekunden von Florence Griffith-Joyner gekommen. Vielleicht liegt das daran, dass es einfach keine überragenden Talente gab." Ähnlich lange Rekordpausen könne man auch in der Geschichte der männlichen Sprinter beobachten, betont der Bundestrainer. (pte)