Bild nicht mehr verfügbar.

Heidenreich setzt ihre vom ZDF abgesetzte TV-Sendung "Lesen" mit gleichem Konzept im Internet fort, es werde zwölf Ausgaben statt bisher sechs pro Jahr auf dem neuen Literatur-Portal litcolony.de zu sehen sein.

Foto: AP/Knippertz

Die Literaturkritikerin Elke Heidenreich setzt ihre vom ZDF abgesetzte TV-Sendung "Lesen" mit gleichem Konzept im Internet fort. Künftig werde es zwölf Ausgaben statt bisher sechs pro Jahr auf dem neuen Literatur-Portal litcolony.de zu sehen geben, sagte Heidenreich am Freitag in Köln. Die erste Sendung mit Campino, dem Sänger der Rockband "Die Toten Hosen", steht bereits im Netz.

"Ich habe ganz bewusst das Medium gewechselt", sagte die nach Kritik an der TV-Qualität vom ZDF entlassene Moderatorin. Es habe nicht an Angeboten, auch von öffentlich-rechtlichen Sendern gefehlt, aber sie habe das Gefühl gehabt, sie sei mit dem Fernsehen durch. Das neue Medium biete eine Reihe von Vorteilen.

"Ich kann machen, was ich will und ich kann aufnehmen, wann ich will", erklärte Heidenreich. Die Zuschauer könnten die Sendung rund um die Uhr sehen. "Vor mir wird es kein Jodeln geben, nach mir kein Kochen", sagte Heidenreich. Sie verdiene auch nicht weniger als beim ZDF. "Ich kriege neue Zuschauer, dafür werde ich andere verlieren", erwartet die Moderatorin. Sie rechne nach einer Anlaufphase von einigen Monaten aber mit "unverhältnismäßig mehr Zuschauern" als beim ZDF.

Ähnliches Konzept

Am Konzept der Sendung werde wenig geändert, betonte Heidenreich. Es werde ein Buch weniger pro Termin besprochen. Aufgezeichnet werde die Sendung in ihrer Lieblingskneipe, dem "Backes" in der Kölner Südstadt vor geladenem Publikum. Für Jänner sei der frühere "Spiegel"-Chefredakteur, Stefan Aust, als Gast der Sendung eingeladen.

Zu ihrer Trennung vom ZDF erklärte sie: "Den Rausschmiss fand ich idiotisch, weil ich schon gekündigt hatte." Sie empfinde aber keinen Groll mehr. Hauptstreitpunkt mit der öffentlich-rechtlichen Anstalt sei der späte Sendeplatz für "Lesen" und die daraus resultierenden geringen Zuschauerzahlen gewesen. "Auf dem ungeliebten Platz am Freitag um 22.00 Uhr wollte ich nicht länger rumdümpeln", sagte sie. Sie habe wiederholt um einen früheren Sendetermin gebeten, aber weder Redaktion noch Programmdirektor hätten sich bewegt.

Das neue Literatur-Portal http://litcolony.de wird von den Machern dem Kölner Literaturfestival lit.COLOGNE betrieben. Mittelfristig soll das Internet-Angebot Geld mit Werbung und Buchverkäufen verdienen. (APA/AP)