Prag - Die tschechische Diplomatie sieht sich mit Peinlichkeiten konfrontiert: Die Transkription eines angeblich vertraulichen Gesprächs zwischen dem tschechischen Premier Mirek Topolanek und dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy ist in der Prager Wochenzeitschrift "Reflex" abgedruckt worden. Der Chef des Elysee-Palastes richtete darin nicht gerade diplomatische Worte an die Adresse der Araber. Der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg spricht von einer "Peinlichkeit" und entschuldigte sich bei der französischen Regierung dafür.

Das Gespräch wurde während eines Mittagessens im Elysee-Palast Ende Oktober geführt, als sich Topolanek zu einem offiziellen Besuch in Paris aufhielt. Der Gastgeber drängte dabei angeblich den tschechischen Regierungschef dazu, dass Tschechien - als künftiges EU-Vorsitzland - Frankreich - das noch bis Ende 2008 die EU-Präsidentschaft innehat - den Vorsitz der Mittelmeer-Union überlässt. Dabei soll Sarkozy Topolanek außerdem mit folgenden Worten ermutigt haben: "Der algerische Präsident (Abdelaziz) Bouteflika, der Tunesier, der marokkanische König, Libyen und Israel. Eine schreckliche Arbeit. Weißt du, was das bedeutet, allein gegen alle Araber zu stehen? Sie am Telefon zu haben? Sie sind schrecklich. Ich schwöre es."

"Mittelmeerunion ist dein Kind"

Topolanek seinerseits soll den Wunsch des Gastgebers akzeptiert haben: "Ich verstehe, warum du das sagst. Die Mittelmeer-Union ist dein Kind. Du hast es aufgepäppelt. Und ohne die französische Nahrung würde das Baby nicht überleben. Du hast Erfahrung."

Schwarzenberg reagierte entrüstet auf die Veröffentlichung des Textes. Außer einer Entschuldigung bei den Franzosen kündigte er eine Überprüfung des Vorfalls und ein "Nachspiel" an. Die Authentizität des Gesprächs, das auf Englisch geführt wurde, bestätigte er nicht und bezeichnete es als "irreführend". Demgegenüber sagte Topolanek, dass ihn das an die Öffentlichkeit Dringen vertraulicher Diskussionen "stört". Deswegen werde er Schritte unternehmen, damit sich so etwas künftig nicht mehr wiederhole.

Botschafter in Paris bestreitet Gespräch

Der tschechische Botschafter in Paris, Pavel Fischer, bestritt das Gespräch. "Ich war bei allen Verhandlungen mit dem Präsidenten Frankreichs präsent, und den Text kenne ich nicht", so Fischer. Die französische Botschaft in Prag zeigte sich über den Vorfall "unangenehm überrascht", nahm aber die Entschuldigung Schwarzenbergs "zur Kenntnis".

Nach Angaben der tschechischen Tageszeitung "Mlada fronta Dnes", die sich auf nicht genannte hohe Diplomaten berief, werden nicht alle Transkripte vertraulicher Politiker-Gespräche verschlüsselt nach Prag geschickt. Das sei auch bei der Mitschrift des Treffens Topolanek-Sarkozy der Fall gewesen. Ein größerer Personenkreis sei so an den Text gekommen. Jemandem sei dieser so interessant und ungewöhnlich erschienen, dass er ihn den Medien angeboten habe, hieß es. (APA)