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Professioneller Protest: Ein Regierungsgegner legt Stacheldraht auf dem alten Bangkoker Flughafen Don Muenag aus. Den neuen, internationalen, hielt eine Tausendschaft weiter besetzt.

Foto: AP/Sakchai Lalit

Hinter Barrikaden haben sich die Gegner der thailändischen Regierung auf dem internationalen und einem zweiten, älteren Flughafen von Bangkok verschanzt. Der Premier versprach "sanfte Maßnahmen". Die Polizei warnt indes vor "Gegenmaßnahmen".

Der bisherige Polizeichef Thailands hat "wegen unzureichender Leistungen" das Vertrauen des Premierministers verloren. Daher muss jetzt ein neuer Chef an der Spitze eine äußerst diffizile Aufgabe bewältigen. Er soll den von regierungsfeindlichen Kräften besetzten Flughafen Suvarnabhumi nahe Bangkok freibekommen. Polizisten wurden am Freitag Richtung Flughafen abkommandiert. Sie sind aber nicht gekommen, um die Belagerer gewaltsam herauszuholen. Sie sollen einen Kompromiss aushandeln.Später hat die thailändische Polizei die Regierungsgegner zur sofortigen Räumung des besetzten Bangkoker Flughafen Dan Mueang aufgerufen. Alle Demonstranten müssten den Airport für Inlandsflüge in der thailändischen Hauptstadt verlassen, "anderenfalls werden die Sicherheitskräfte angemessene und notwendige Maßnahmen ergreifen", hieß es in einer Anordnung, die ein Polizeibeamter am Freitag auf dem Flughafen verlas.

Zuvor sagte der neue Polizeigeneral, Suchard Muangaew, nach seiner überraschenden Berufung vor Journalisten: "Wir ersuchen die Demonstranten, den Flugbetrieb zu erlauben." Die Menge zu zerstreuen sei der allerletzte Ausweg, betonte Polizeichef Suchard.

Wie viel Zeit diese Verhandlungen in Anspruch nehmen werden, um die größte Verkehrsdrehscheibe Asiens, über die sonst 14 Millionen Menschen im Jahr ihren Weg in die weite Welt beginnen, wieder flottzukriegen, ist unklar. Sondhi Limthonkhul, Anführer der Demonstranten von der Volksallianz PAD, sagte dazu bloß: "Wir verhandeln nicht."

"Wo bitte ist der Waowat-Turm. Oder Wawarat-Turm? Ich weiß nicht, wie der heißt, aber er ist in der Silom-Straße. Ich muss zu einer Airline." Zwei deutsche Touristinnen sind ziemlich verzweifelt, denn sie gehören zu jenen, die derzeit in Bangkok die Dependancen der Fluglinien abklappern, um ein Flugticket zu ergattern. An deren Hotlines ist großteils kein Durchkommen mehr.
Keine Wunder

"Wir koordinieren uns mit den Thai-Behörden, EU-Botschaften und den Fluglinien, um trotz des chaotischen Umfelds so gut wie möglich Auskunft und Hilfestellung geben zu können" , sagt Arnold Obermayr von der österreichischen Botschaft in Bangkok. "Aber natürlich kann jetzt niemand Wunder bewirken."

Fluglinien wie Austrian Airlines landen derzeit rund 150 Kilometer von Bangkok entfernt bei Pattaya. Dort müssen Passagiere enorme Wartezeiten in Kauf nehmen, weil auf dem eigentlichen Militärflughafen nur notdürftig Abfertigungsschalter eingerichtet wurden.

Das südostasiatische Land ist praktisch unregierbar, und kommende Ereignisse sind schwer vorhersehbar. Die amtierende Sechs-Parteien-Koalition unter Somchai Wongsawat, die provisorisch im 600 Kilometer entfernten Chiang Mai tagt, setzt weiterhin auf sanfte Taktik. Gerüchte über einen Militärputsch sind allpräsent. Dem Premierminister wurde von der Armee der Rücktritt nahegelegt, was dieser ablehnt. Die Demonstranten vom Oppositionsbündnis "Volksallianz" drohen "bis zum Äußersten mit menschlichen Schutzschildern" ihre Mission vom Sturz der Regierung erfüllen zu wollen.

Viele hoffen auf ein Machtwort von König Bhumipol Adulyadeh. Doch der kranke Monarch, der am 5. Dezember 82 Jahre alt wird, hat sich bisher nicht geäußert. Die thailändische Handelskammer schätzt mögliche Verluste mit bis zu sechs Milliarden Dollar, sollte die Blockade am Flughafen einen Monat andauern. (Andrea Waldbrunner aus Bangkok/DER STANDARD, Printausgabe, 29./30.11.2008, APA)