LakeLouise/Wien - Der schöne Landfleck in den Rockies, der seinen Namen Prinzessin Louise Caroline Alberta verdankt, der sechsten Tochter der englischen Königin Victoria, ist für Michael Walchhofer ein besonderer Fleck. Hier ließen sie den einstigen Kombinierer weiland außer Weltcup-Konkurrenz mittrainieren, auf dass er die Härte des Berufs kennenlerne. Und hier gewann er im November 2003 seine erste Weltcupfahrt. Der Salzburger war damals schon insoferne wer in der Szene, als er seit Februar dieses Jahres als Weltmeister amtierte.

Mittlerweile hält Walchhofer bei zehn Weltcupsiegen in der Abfahrt, einem im Super-G, einem in der Kombi, und zwei kleinen Kristallkugeln für den Gewinn des Abfahrtsweltcup hat er auch daheim. Daheim in Zauchensee, wo die Walchhofers zwei große Hotels, zwei Apartmenthäuser und eine Skischule betreiben. Die Walchhofers, Barbara und Michael, haben drei Kinder. Und Herr Walchhofer hat zudem mit dem Göttlesbrunner Spezialisten Gerhard Pimpel zum dritten Mal einen eigenen Wein kreiert, den Cuvée Downhill 2006, einen kräftigen Roten aus Zweigelt und Merlot, der in neuen Barriquefässern ruhte.
Und was treibt ihn, den 33-Jährigen, noch die Berge hinunter? "Das Gleiche, das mich von Anfang an getrieben hat. Die Liebe zum Skifahren, die Lust, der Schnellste zu sein, der Reiz, die Herausforderung anzunehmen."

Gedanken und Starthaus

Gab es Momente, in denen er glaubte, jetzt ist es vorbei? "Diese Momente gibt es immer wieder. Vor allem bei Streckenbesichtigungen denke ich darüber nach, warum ich mir das antue. Aber Gott sei Dank verfliegen diese Gedanken im Starthaus."
Walchhofer sagt, dass er sich noch nie ernsthaft verletzt habe in seiner Karriere, die Serienrippenbrüche und die Lungenprellung, passiert vor zehn Jahren im Training, fallen ihm quasi en passant ein. Schwere Stürze von Kollegen hat Walchhofer, wie er sagt, "oft genug hautnah miterlebt, sie geben natürlich zu denken, vor allem der Sturz von Matthias Lanzinger und die Folgen. Wichtig ist, dass die Unfälle zu Verbesserungen in der Sicherheit führen. Gerade heuer wird viel diskutiert. Es muss uns aber klar sein, dass in dieser Sportart immer ein Restrisiko bleibt."

Im Karriereplan des 1,92 Meter großen und 97 Kilogramm schweren Lackels spielen der heurige und der nächste Winter eine große Rolle, die Ziele sind bescheiden: "Heuer der Abfahrts-Weltcup, nächstes Jahr Olympiagold in Vancouver. Und 35 Jahre sind dann das ideale Alter zum aufhören."

Immerhin falle das Training jetzt nicht mehr so schwer wie früher. "Man kennt seinen Körper sehr gut, weiß, was er braucht, kann die Übungen sinnvoller einteilen. Die Körper spricht auch gut an. Doch irgendwo zwickt es immer. Das gehört dazu." (Benno Zelsacher, DER STANDARD Printausgabe, 28.11.2008)