Markus Rogan und Paul Eder, der neue Reize im Training setzt und Rogans Athletik forciert.

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Wien - Man glaubt gar nicht, was Markus Rogan bis jetzt alles nicht draufgehabt hat. "Koordiniert sein, konzentriert sein, schnell sein." Sagt er selbst. Sein Schwimmverhalten meint er natürlich nicht, eher seine Bewegungen an Land. "Meine allgemeine Athletik ist furchtbar. Aber wieso sollte ein Schwimmer nicht auch athletisch sein?" Darauf gebracht hatte ihn Paul Eder, "seit zehn Jahren ein guter Freund" . Der Freund, mit 25 um ein Jahr jünger als Rogan, war früher Krauler, ganz an die Spitze schaffte er es nicht, so warf er früh den Hut drauf.

Rogan, nach den für ihn medaillenlosen Peking-Spielen von Rom nach Wien zurückgekehrt, sprach auf Eders Tipps auf Anhieb derart gut an, dass Eder nun als sein neuer Trainer fungiert. Man trifft sich im ehemaligen Margareten Bad oder in der Südstadt und in der Kraftkammer. Rogan schwimmt weniger als früher, spielt dafür Basketball und macht Karate. "Karate forciert alles, was ich früher nicht konnte." Koordiniert sein et cetera. Wobei Rogan karatemäßig nicht weit fortgeschritten ist, jede halbwegs talentierte 14-Jährige, sagt er, kann ihm zusetzen.

Dem BW-Studenten Eder ist an Rogan einiges aufgefallen, an Land, aber auch im Wasser. "Er ist seine Rennen fast immer zu langsam angegangen." Nun war die Tatsache natürlich auch anderen Beobachtern nicht verborgen geblieben, doch auf deren Meinung hat Rogan eben nicht so viel gegeben. Eder: "Zu gewinnen ist leichter, wenn man führt." Klingt logisch, wird im Rückenschwimmen oft von US-Amerikanern bewiesen. Als Rogan bei der Kurzbahn-WM in Manchester Weltrekord schwamm, hatte er von Anfang an das Tempo von Ryan Lochte gehalten. Insofern war dieses Rogan-Rennen die Ausnahme. Nun verlegt er sich vom 200er auf die 50 und die 100 Meter, da kann er sich frühe Rückstände noch weniger leisten.

Rogan hat sich überlegt, dass Schwimmer später als andere Sportler an körperlichen Grenzen stoßen. "Die größte Grenze" , sagt er, "liegt im Kopf." Darum will der Kopf beschäftigt werden, er verlangte die neuen Reize, er fand den neuen Trainer, der die neuen Reize setzte. Dafür bedankt sich der Kopf mit neuer Motivation. "Mein Potenzial über die kürzeren Strecken ist größer als jenes, das ich über 200 Meter hatte."

Beim Ströck-Qualifying, ab Freitag in der Wiener Stadthalle, will sich Rogan beweisen. Gut möglich, dass er Mitte Dezember die Kurzbahn-EM in Rijeka angeht. Olympia 2012 in London ist eine Option, nächstes großes Ziel ist aber die Langbahn-WM (Juli 2009, Rom). Er sei, sagt Markus Rogan, "wieder voll motiviert" . An Land, aber auch im Wasser. (Fritz Neumann, DER STANDARD Printausgabe, 28.11.2008)