Berlin/Wien - Die Terroranschläge auf die indische Stadt Bombay (Mombai) werden den indisch-pakistanischen Friedensprozess wahrscheinlich nicht beeinflussen, sagte erklärte Georg Pfeffer, emeritierter Ethnologieprofessor an der Freien Universität Berlin und Indien-Experte. Er glaube nicht an eine Unterbrechung der Friedensgespräche, da auch Pakistan unter islamistischen Terroranschlägen leide. Der von der pakistanischen Regierung vorgeschlagene "Heiße Draht" zwischen den Geheimdienstchefs der beiden Atommächte zur Verbesserung der Zusammenarbeit könnte laut Pfeffer gut funktionieren.

Der Grund, warum die Geheimdienste der jeweiligen Länder in letzter Zeit zahlreiche Terror-Attacken nicht verhindern konnten, sei darin zu suchen, dass die Terrororganisationen dezentral aufgestellt seien. Es gebe keine "Leitung und keine Kommunikation", über die man an diese Organisationen herankommen könne, meinte der Ethnologe. Die Ankündigungen des indischen Premierministers Manmohan Singh bezüglich eines härteren Vorgehens gegen den Terror mit allen Mitteln hält Pfeffer für reine "Rhetorik". "In einem unkontrollierbaren Gemeinwesen lässt sich kaum zusätzlich etwas vom Staat her gestalten", sagte er.

Bei den aktuellen Terroranschlägen auf mehrere Hotels in Bombay waren laut Polizeiangaben mehr als hundert Menschen getötet und Ausländer als Geiseln genommen worden. Außerdem war Indien in den vergangenen Monaten wiederholt von Anschlägen erschüttert worden. Im Oktober kamen bei einer Anschlagsserie im nordöstlichen Unionsstaat Assam mehr als 70 Menschen ums Leben, Mitte September wurden bei Anschlägen in der Hauptstadt Neu-Delhi 24 Menschen getötet. Im Juli 2006 waren bei einer schweren Anschlagsserie in Bombay mehr als 170 Menschen getötet und fast 800 verletzt worden. (APA)