Islamabad/Neu-Delhi - Die pakistanische Regierung hat die Anschläge in der indischen Finanzmetropole Bombay scharf verurteilt und eine Hotline zwischen den Geheimdienstchefs der beiden Atommächte vorgeschlagen. Außenminister Shah Mehmood Qureshi sagte bei seinem Indien-Besuch am Donnerstag nach Angaben der Nachrichtenagentur IANS, er sei schockiert über den "barbarischen Vorfall". Indien und Pakistan sollten ihre Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus ausbauen.

Bei früheren Anschlägen - etwa bei der Anschlagsserie in Bombay im Jahr 2006 mit fast 200 Toten - hatte Indien Pakistan eine Beteiligung vorgeworfen. Qureshi hält sich im Rahmen der Friedensgespräche beider Länder in Indien auf.

Warnung vor Schuldzuweisung

Der pakistanische Außenminister warnte vor Schuldzuweisungen. Nach einem Treffen mit seinem indischen Amtskollegen Pranab Mukherjee sagte er, er habe die Schaffung einer Hotline zwischen dem Chef des pakistanischen Geheimdienstes ISI und seinem Amtskollegen beim indischen RAW angeboten. Diese könnten dann Informationen austauschen und besser kooperieren. "Pakistan bietet vollständige Unterstützung und Zusammenarbeit an, um mit dieser Bedrohung fertig zu werden. Wir müssen Extremismus und Terrorismus in all seinen Arten und Erscheinungsformen gemeinsam bekämpfen." Der Nachrichtensender NDTV berichtete, nach den Terrorangriffen von Bombay mit mehr als 100 Toten sei auch ein pakistanischer Staatsbürger festgenommen worden.

Indische Vorwürfe an den pakistanischen Geheimdienst

Indien hatte dem pakistanischen Geheimdienst ISI zuletzt im vergangenen Juli vorgeworfen, an einem verheerenden Anschlag auf die indische Botschaft in Kabul beteiligt gewesen zu sein. Der ISI hat das zurückgewiesen. Experten haben auf die starke Unterwanderung des mächtigen pakistanischen Geheimdienstes ISI durch Islamisten aufmerksam gemacht. 1996 waren mit Hilfe des ISI die Taliban in Afghanistan an die Macht gekommen. Bis zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA wurden sie vom pakistanischen Regime unterstützt. Dann wurde Pakistan, das 1998 zur Atommacht aufgestiegen war, Verbündeter der USA, die in Afghanistan intervenierten und das Taliban-Regime stürzten. Die Taliban haben in den pakistanischen Stammesgebieten von Waziristan an der Grenze zu Afghanistan ihre Rückzugsgebiete und Ausbildungslager. Ein festgenommener Taliban-Funktionär hatte nach Angaben des afghanischen Geheimdienstes eingestanden, dass der untergetauchte oberste Taliban-Chef Mullah Omar in Pakistan vom ISI geschützt wird.

Politische Beobachter in Islamabad meinten, Pakistan lasse den Taliban freie Hand, um den Amerikanern seinen Anspruch auf eine wichtige Rolle in Afghanistan vor Augen zu führen. Außerdem habe Pakistan damit auf die Annäherung zwischen den USA und Indien reagiert. (APA/dpa)