Der Chef von Europas größtem Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr, Bernd Kundrun, sieht schwere Zeiten auf die Medienbranche zukommen. In Jahren der Stagnation oder gar Schrumpfung des Bruttosozialproduktes würden Unternehmen ihre Werbemaßnahmen überproportional zurück fahren, sagte Kundrun der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe). "Daher müssen wir uns darauf einrichten, dass es schlimm wird. Das heißt, ich schließe auch zweistellige Rückgänge der Werbeerlöse im nächsten Jahr nicht aus.

Besonders stark werde es die Printmedien treffen. Die Prognose für Zeitschriften- und Zeitungsverlage sei "besorgniserregend", sagte Kundrun. Auch Insolvenzen seien nicht auszuschließen. Von einem staatlichen Rettungsschirm für die Branche hält Kundrun nach eigener Aussage nichts. "Aber man sollte darüber diskutieren, die Mehrwertsteuer für Printprodukte abzuschaffen." Die Krise biete aber auch Chancen für Zukäufe. "Innerhalb der nächsten ein, zwei Jahre kann es besondere Akquisitionschancen geben, weil die Bewertungen von Verlags- und Internetunternehmen deutlich gesunken sind. Darauf richten wir uns ein und werden sicherlich aktiv werden, sollte sich eine passende Gelegenheit bieten."

Gruner + Jahr hatte Anfang November wie berichtet einen drastischen Sparkurs angekündigt. Die Wirtschaftstitel "Capital", "Impulse", "Börse Online" und "Financial Times Deutschland" sollen unter einem Dach zusammengefasst werden. Das Gesellschaftsmagazin "Park Avenue" soll vom Markt verschwinden. (APA/dpa)