Bild nicht mehr verfügbar.

Noch hat Handy-TV in Österreich nicht abgehoben, die Betreiber arbeiten mit allen Kräften daran.

Foto: REUTERS/Albert Gea/Files

In Österreich können Handynutzer seit Winter 2004 via Internet mobil fernsehen. Seit Juni 2008 ist dies auch über die Funktechnologie DVB-H möglich, die ruckelfreies Handy-Fernsehen für die Massen bringen soll. Der Begriff "Masse" war aber schon immer sehr relativ.

In überschaubaren Grenzen

Denn wenn auch seit dem Netzausbau durch Betreiber Media Broadcast seit Ende Oktober 53 Prozent der österreichischen Bevölkerung theoretisch Handy-TV via DVB-H empfangen können, halten sich die Nutzerzahlen in überschaubaren Grenzen. Dennoch zeigen sich die Mobilfunkprovider mit der generellen Entwicklung von Handyfernsehen in Österreich zufrieden. "90.000 unserer Kunden schauen regelmäßig mobil fern, in den Ballungszentren können dies einige tausend davon auch via DVB-H tun", zieht Berthold Thoma, Geschäftsführer von Hutchison 3G ("3") die erste "DVB-H-Halbjahresbilanz" seines Unternehmens.

"Sehr zufriedenstellend"

Auch den anderen DVB-H-Anbietern Mobilkom und Orange zufolge sei das "echte Handyfernsehen" sehr zufriedenstellend von den Kunden aufgenommen worden. Während Mobilkom keine Zahlen herausrücken will, hat Orange 6000 gezählte DVB-H Kunden. Der vierte heimische Mobilfunkanbieter, T-Mobile, hält sich derweil in Sachen DVB-H weiterhin zurück. Die Euro 2008 habe dem Thema Mobile TV zwar kurzfristig zu einer erhöhten Popularität verholfen, "die momentane Nachfrage sehen wir jedoch mit unserem Streaming-Angebot und DVB-T-Handsets gedeckt", heißt es auf Standard-Anfrage.

Die KundInnen und ihre Wünsche

DVB-T ist die für terrestrisches TV verwendete Digitalfunktechnik. Keine Frage, dass die Fußball-EM auch für Handy-TV ein guter Schuss nach vorn war. Wohin der Trend beim mobilen Fernsehen geht, zeigt auch eine kleine Kundenumfrage von "3". 62 Prozent der Befragten gaben an, sich aktuell in Wort und Bild informieren zu wollen, 27,6 Prozent waren auf der Suche nach Unterhaltung, 12 Prozent überbrückten damit eine Wartezeit. Offenbar wird die Möglichkeit, allerorten in die Glotze zu schauen, auch zur vorübergehenden Kinderberuhigung genutzt: Zu den bevorzugten Kanälen der "3"-Kunden zählt Kinderkanal Nick.

Keine Killerapplikation

Wenn auch Handy-TV keine Killerapplikation ist, so macht sich wie bei manch anderem Mobilfunkangebot ein Sickereffekt bemerkbar. "Die durchschnittliche Verweildauer hat sich in den vergangenen Monaten immerhin verdoppelt", sagt Thoma. Schauten die "3"-Kunden im März noch durchschnittlich drei Minuten mobil fern, waren es im November bereits sechs Minuten. Der Sickereffekt zeigt sich auch beim Umsatz. Heuer setzt "3" "einige 100.000 Euro" mit Handy-TV-Werbefenstern um, nächstes Jahr soll die Millionengrenze durchbrochen werden. Für Thoma dient Handy-TV jedoch vor allem der Kundenakquisition, "damit sich das Engagement langfristig rechnet, müssen es mindestens eine Million Kunden sein".(Karin Tzschentke/DER STANDARD, Printausgabe vom 27.11.2008)