Die gewaltigen Turbulenzen an den Börsen und der Niedergang großer Finanzinstitute sind aber nur ein Teil des Problems. Eigentlich baut die Industrie schon seit vielen Jahren zu viele Autos und matcht sich in einem Verdrängungswettbewerb. Zum Teil hat sie auch die Zeichen der Zeit hartnäckig ignoriert. Da große, schwere und schnelle Autos die höchsten Gewinne abwerfen, sind sie auch immer größer, schwerer und stärker geworden. Die Entwicklung schlanker Konzepte wurde darüber vernachlässigt.

Dabei schien man in wirtschaftlich schwächelnden Zeiten der 1980er-Jahre schon einmal den Weg in Richtung Vernunft und Sparsamkeit einzuschlagen, aber kaum ging es der Wirtschaft wieder besser, war alles vergessen. Elektroauto, Hybrid- und Schwungnutzungskonzepte wurden damals präsentiert - von europäischen Herstellern, noch lange bevor Toyota in aller Konsequenz dem Hybridantrieb zum Durchbruch verhelfen sollte.

Groiße Krise, kleine Autos

Die früheren Konzepte fanden nie wirklich einen Weg zu den Käufern. Man probierte zwar herum, aber letztlich mit zu wenig Selbstvertrauen, zu wenig Druck. Man glaubte wahrscheinlich selbst nicht daran. In den 1990er-Jahren kam dann Ferdinand Piëch, der einerseits den Dreiliter-Lupo auf den Markt brachte, gleichzeitig aber viel lieber mit dem Luxussegment tändelte. Stichwort 1000-PS-Bugatti, VW Phaeton. Die Sparkonzepte wurden ohne längerfristige Perspektive viel zu teuer angeboten.

Jetzt in der großen Krise verkaufen sich zwar kleine Autos relativ gut, der Hebel, der zur Rettung aber angesetzt wird, erscheint nicht inspiriert. Schon hat die deutsche Autoindustrie eine Steuerbefreiung für Neuwagenkäufer durchgesetzt, um den Absatz anzukurbeln, und sie tritt vehement gegen die geplante Verschärfung der Abgas- und Verbrauchslimits ein, um Entwicklungskosten zu sparen - eine schöne Perspektive für chinesische, indische Autohersteller, die ihren Know-how-Rückstand schneller aufholen können. (rs) rudolf.skarics@utanet.at