In Mauthausen und in anderen Konzentrations- und Vernichtungslagern des Nationalsozialismus enthüllte sich dessen unmenschlicher Charakter in seiner extremsten Form. Doch massenhafte Gewalt und Genozid waren nicht beschränkt auf das Territorium und die Periode des NS-Regimes. Sie sind eine bis ins Heute reichende Signatur des 20. Jahrhunderts geworden.

Schon nach 1945 setzten verstärkte internationale Versuche zur Gewährleistung der Menschenrechte und zur Verhinderung von Völkermorden (UN-Deklarationen 1948 und Holocaust Task Force 1998) ein, um eine Wiederholung solcher menschlicher Katastrophen zu verhindern.

Ausgehend von einem vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft durchgeführten und von Gerhard Botz geleiteten großen internationalen Forschungsprojekt zu Lebenswegen von Mauthausen-Überlebenden und deren Erinnerungen werden damit zusammenhängende Fragen in einem Round Table am 27. November in Wien im Ernst Schrödinger-Institut diskutiert. Diese öffentliche Diskussion wird zusammen mit dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und STANDARD durchgeführt und von Gerfried Sperl geleitet. Sie bildet den Auftakt zum nicht öffentlichen Forschungs-Workshop "Routes to Mauthausen".

Der Politikwissenschafter Bernt Hagtvet, Universität Oslo, wird dabei ein Forschungsprogramm zur Verhinderung von Massenmord im 21. Jahrhundert skizzieren. Die Oral Historian Selma Leydesdorff, Universität Amsterdam, und der Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Menschenrechte, Hannes Tretter, werden Statements über traumatische Folgen bei überlebenden Frauen von Srebrenica bzw. völkerrechtliche Aspekte von Genoziden beitragen. Die Historikerin Mercedes Vilanova, Universität Barcelona, wird ein Referat über "dunkle Seiten" in heutigen Demokratien halten, das der Standard hier auszugweise abdruckt. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 26.11.2008)