Innsbruck -  Das Rektorat der Medizin-Uni kündigte "rasche und umfassende Maßnahmen zur Neuorganisation" an. Anästhesie-Klinikvorstand Karl Lindner wurden Norbert Mutz als Fachvertreter (Vorstand der Abteilung für Intensivmedizin) und Martin Krismer als Departmentleiter der chirurgischen Fächer auf der Entscheidungsebene zur Unterstützung zur Seite gestellt.

Mutz hatte zuvor betont, er glaube nicht, dass die Verzweiflungstat des Arztes unmittelbar mit dessen Funktion als Leiter des Poolrates (entscheidet über die Verteilung von Privathonoraren; Anm.) zusammenhänge. Für Suizid gebe es "viele Bausteine, nie einen Faktor alleine", sagte der Mediziner.

Lindner sei weder suspendiert noch entmachtet, betonte Mutz. Er sehe seinen Auftrag als "Hilfe in einer schwierigen Phase". Es gelte "atmosphärische Störungen" zu bereinigen. Nach dem Suizid gebe es "massive Unruhe auf allen Ebenen". Notwendig seien "strukturelle Modifikationen". Es müsse ein offenes Gesprächsklima geben. Entsprechende Schritte würden in den nächsten Wochen gesetzt.

Zu erfüllende Richtlinien

Rektor-Stellvertreter Manfred Dierich erklärte in einer Aussendung, dass man den funktionierenden Betrieb der Klinik für Anästhesie im Interesse aller sicherstellen wolle. "Im Einvernehmen mit Lindner" definiere dieses Führungstrio für die Bereiche Forschung und Lehre, betonte die für Personal zuständige VizerektorinMargarethe Hochleitner. Die im Tiroler Krankenanstaltengesetz vorgesehene Regelung der Privatpatientenhonorare werde umfassend umgesetzt. In der Sitzung vom 18. November sei mit dem Poolrat bereits ein Aufteilungsschlüssel von 66,67 Prozent vereinbart worden. Von den vereinnahmten Honoraren der Anästhesieklinik würden ab November sogar 70 Prozent weiter gegeben, die über den vom Pool-Rat definierten Verteilungsschlüssel an die nachfolgenden Ärzte aufgeteilt würden. Damit würden die Richtlinien von Ärztekammer und Betriebsrat erfüllt.

Der Chef des Bürgerforums Tirol, LAbg. Fritz Dinkhauser, hatte in diesem Zusammenhang am Nachmittag eine sofortige Offenlegung gefordert, wie die Abgaben in den einzelnen Spitälern gehandhabt werden. Die Primarkosten würden wie die Spitalskosten steigen. Übrig blieben die Patienten. Das Tiroler Krankenanstaltengesetz sehe zwar einen 20 Prozent Anteil als Hausabgabe vor. Dieser Anteil werde aber von Spital zu Spital völlig uneinheitlich eingehoben.

Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.700 Mitarbeitern und 3.800 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für das Bundesland Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. In der Forschung liegen die Schwerpunkte im Bereich der Molekularen Biowissenschaften (u.a. bei dem Spezialforschungsbereich "Zellproliferation und Zelltod in Tumoren", Proteomik-Plattform), den Neurowissenschaften, der Krebsforschung, der molekularen Bildgebung und der Sportmedizin. (APA)