Wien - Bis 2020 soll Österreich im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) einen internationalen Spitzenplatz einnehmen. Dies ist das erklärte Ziel der vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) präsentierten "IKT Forschungsstrategie".

Schon heute seien die IKT zwar "in aller Munde", doch nach Ansicht von RFT-Mitglied Reinhard Petschacher (Infineon Österreich) umgibt die Branche auch ein Dilemma: Ihre große Bedeutung in Österreich und ihre Stärke - 2005 erzielte sie etwa einen Gesamtumsatz von 27,15 Mrd. Euro - seien nicht wirklich bekannt. Auch das soll mittels der Forschungsstrategie behoben werden. Ausständig sei allerdings noch die "politische Willensbildung".

Bei den Gesamtausgaben für IKT im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) sei Österreich bereits schon "gutes Mittelfeld": Wir liegen im globalen Vergleich hinter Japan und USA auf Platz sieben und damit vor Kanada, Frankreich und Deutschland. "Die Ausgangsposition ist sicherlich nicht schlecht", so Petschacher. Derzeit arbeiteten 110.000 Beschäftigte in dem Wirtschaftszweig, davon 5.800 in F&E. Stärkefelder zeigten sich etwa bei "Embedded Systems", Mikroelektronik und "Smart-Cards", aber auch bei Bildinformatik, semantischen Systemen und Quanteninformatik.

Top drei

"Im Jahr 2020 sind wir, bezogen auf die F&E-Intensität des Unternehmenssektors, unter den Top drei aller EU-Länder - und damit in der internationalen Spitzengruppe der IKT-Nationen", gibt die Strategie das Ziel vor. Um aufzurücken, müsse Österreich u.a. zu einem "IKT-Einwanderungsland" werden, so Petschacher. IKT solle schon in den schulischen Lehrplänen besser verankert, die Anzahl der Studienabsolventen von derzeit 2.400 auf 6.800 gesteigert werden. Zudem solle etwa auch die IKT-Grundlagenforschung an den Hochschulen "auf gleiche Höhe wie die Drittmittelforschung" gebracht werden.

Im Jahr 2006 betrug der F&E-Anteil der IKT-Forschung 0,53 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). 1,114 Mrd. Euro (81 Prozent) der Forschungsausgaben stammten aus der Wirtschaft, 255 Mio. Euro (19 Prozent) von der öffentlichen Hand. Bis zum Jahr 2020 wird laut Strategie eine Gesamtfinanzierung für Forschung und Entwicklung von IKT von mindestens 0,8 Prozent des BIP angestrebt - 650 Mio. Euro (17 Prozent) sollen dabei seitens der öffentlichen Hand und 3,3 Mrd. Euro aus den Unternehmen (Anteil von 83 Prozent) fließen. Als "Initialzündung" sei allerdings bereits innerhalb der nächsten fünf Jahre eine Steigerung des öffentlichen Finanzierungsanteils von 19 auf etwa 23 Prozent notwendig, der dann laut Petschacher später auf 17 Prozent zurückgehen könne.

Politische Willensbildung

Die Strategie, die vom Rat und auf Grundlage einer ressortübergreifenden Zusammenarbeit (Wirtschafts-, Wissenschafts- und Infrastrukturministerium) entwickelt wurde, sei ein "Vorschlag" - man müsse nun "eine politische Willensbildung setzen", so Petschacher. Sei doch auch wieder im Regierungsprogramm davon die Rede, dass Österreich ein "Innovation-Leader" werden solle, böte sich mit IKT "die größte Chance".

Sektionschef Friedrich Faulhammer aus dem Wissenschaftsministerium verwies darauf, dass man mit den Universitäten "sehr unterschiedliche Schwerpunktsetzungen" diskutiere. Neben IKT gebe es eine Vielzahl von Möglichkeiten der Profilbildung. Die IKT-Forschungsstrategie käme aber zur rechten Zeit, da 2009 mit den Unis neue Leistungsvereinbarungen getroffen würden. "Sie ist eine Strategie im Bereich IKT, keine Gesamtstrategie", diese solle bekanntlich auf Grundlage des abgeschlossenen Forschungsdialogs und der derzeitigen Systemevaluierung entwickelt werden. Es sei derzeit zu früh zu sagen, wie die politische Willensbildung betreffend die IKT-Forschungsstrategie ausfalle. (APA)