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Künftig dürfen Unis noch stärker mitentscheiden, wer studieren darf. Dennoch fürchten sie um ihre Autonomie.

Foto: AP/Kaestner

Sieben Seiten widmen sich im Regierungsprogramm dem Thema Wissenschaft. Was darin steht, sorgt bei einigen Vertretern von Uni und FH für Unruhe. Geplant ist ein "Österreichischer Hochschulplan", der unter anderem "Standortoptimierung" vorsieht. Das heißt, künftig könnten Uni-Standorte zusammengelegt werden.

Ungenaues Ziel

Karlheinz Töchterle, Rektor der Universität Innsbruck, beschreibt im Gespräch mit derStandard.at den ersten Eindruck mit "gemischten Gefühlen. Ich hätte mir mehr konkrete Vorschläge gewünscht." Was ihm abgeht: "Es wird nichts von dem Entschließungsantrag erwähnt, den die SPÖ in der legendären langen Parlamentssitzung eingebracht hat." Laut diesem Antrag vom 24. September sollten die Unis jährlich 200 Millionen Euro erhalten. Angesichts des Umfallers von 2006 hätte die SPÖ mehr tun müssen, um zu überzeugen, so Töchterle.

Als Ziel setzt sich die neue Regierung zwei Prozent Investitionen des BIP im tertiären Bildungssektor. Ein Zeitraum nennt sie dafür nicht, was Töchterle skeptisch stimmt. Auf jeden Fall müsse man sofort beginnen, die Investitionen zu steigern.

"Mit großem Interesse" hat er die Ankündigung des "Österreichischen Hochschulplans" gelesen. Darin sind vorgesehen: "Strategische Leitlinien, Standortoptimierungen, Durchlässigkeit innerhalb des Hochschulwesen in Österreich, sowie Balance zwischen regionalen Bildungsangeboten und Bündelung von Forschungsinfrastruktur", heißt es im Regierungsprogramm. Es wird zwar nicht konkretisiert, Töchterle befürchtet jedoch, dass damit die Zusammenlegung von Hochschulen gemeint ist. Dazu gebe es zwei Gegenthesen: "Erstens bedeutet es einen Verlust von Fachkräften für die Regionen und zweitens ist es ein Eingriff in die Autonomie der Unis. Und diese zwei Gegenthesen unterstütze ich."

Wie der Zugang zum Masterstudium geregelt ist, soll nach Plan der Regierung künftig den Unis überlassen werden. "Das war ein großer Wunsch der uniko", sagt Töchterle. Diese Regelung könne allerdings auch zur Gefahr für Studierende werden, wenn sie an keiner Uni einen Platz für ein Masterstudium bekommen. Unter den RektorInnen gebe es zwei Tendenzen: "Die einen wollen den Zugang möglichst frei lassen, die anderen ihre Qualität durch Beschränkungen steigern." Im Grundtenor sei man trotzdem für Zugangsbeschränkungen.

Töchterle selbst sei "nicht generell gegen Zugangsbeschränkungen", er will bei dem Thema auch die Studierenden einbinden. Wie der Zugang an der Uni Innsbruck geregelt werde, wisse er jetzt noch nicht.

Geben und nehmen

Wesentlich enttäuschter zeigt sich Kurt Koleznik, Generalsekretär der Fachhochschulkonferenz (FHK): „Die Fachhochschulen wurden nur invier Zeilen erwähnt." Von den Forderungen der FH an die Regierung sei nichts zu finden. Die Studienplatzfinanzierung soll laut Programm zwar erhöht werden, allerdings wird auch der Ausbau berufsbegleitender Studien von 30 auf 50 Prozent gefordert: "Wie hoch die Finanzierung sein wird, steht aber nirgends. Man kann nicht fordern und dann nichts geben", kritisiert Koleznik.

Die FHK hatte zuletzt eine Erhöhung der Studienplatzfinanzierung um 34 Prozent gefordert. "Wir bekommen seit 15 Jahren nicht mehr. Mittlerweile haben wir einen Realwertverlust von fast 50 Prozent", so der Generalsekretär.

Fortschritt in Eingangsphase

Der Chef der Universitätenkonferenz (uniko), Christoph Badelt, sieht im Regierungsprogramm "vieles, das mich freut, und noch viel mehr, das mich sehr, sehr sorgenvoll macht". Diese Beurteilung stehe im gleichen Verhältnis zu den im Programm enthaltenen Punkten einerseits und dem, das nicht enthalten sei. "Ich halte die bildungs- und forschungspolitischen Vorschläge über weite Strecken für interessant und fortschrittlich. Das Problem ist, dass überall dort, wo es konkret wird, insbesondere im Finanziellen, nicht viel mehr als vage Grundsatzbekenntnisse stehen. Das macht mich extrem misstrauisch", schließt sich Badelt seinen Kollegen an. So bemängelt er ebenfalls, dass der Weg, wie man das Ziel "Zwei Prozent des BIP in tertiäre Bildung" erreichen kann, nicht beschrieben wird.

Im Gegensatz zu Töchterle steht er den Zugangsregelungen optimistisch gegenüber. Einen Fortschritt sieht er in der verpflichtenden Einführung einer Studieneingangsphase, anhand deren die Entscheidung getroffen werden könne, "ob jemand weiter studieren kann oder nicht". (lis/APA/derStandard.at, 25. November 2008)