Wien - Diakonie, Hilfswerk und Caritas haben das Regierungsprogramm in Hinblick auf Pflege und Menschen mit Behinderungen vorsichtig positiv, aber auch mit teils heftiger Kritik aufgenommen. Diakonie-Direktor Michael Chalupka erklärte per Aussendung, man begrüße etwa das Bekenntnis zu schulischer Integration von Kindern mit Behinderungen, beklagte aber gleichzeitig das Fehlen von Ausbildungsstätten für bestimmte Förderberufe. Hilfswerk-Präsident Othmar Karas erklärte gegenüber der APA, "die angedachte Richtung stimmt". Kritik gab es von Caritas-Präsident Franz Küberl für das Fehlen einer Dotierung des geplanten Pflegefonds.

Wertsicherung fehlt

Diakonie wie auch Hilfswerk begrüßten den angedachten Pflegefonds. Hilfswerk-Präsident Othmar Karas forderte aber bezüglich der (noch offenen, Anm.) Finanzierung dieses Fonds möglichst rasch die Einberufung einer Expertenrunde. Auch Küberl sprach zwar von einer vernünftigen Überlegung, stieß sich aber daran, dass es überhaupt keine Festlegung zur Dotierung gibt. Dasselbe gelte auch für die geplanten Maßnahmen für pflegende Angehörige - denn diese Punkte sind unter Budgetvorbehalt festgeschrieben.

Als problematisch bezeichnete Küberl das "völlige Fehlen der Wertsicherung beim Pflegegeld". "Da haben die Verhandler keine Ahnung, was jemand, der pflegebedürftig ist, auch wirklich braucht". Er hoffe, dass sich das in der "Realität des Regierens" noch nachbessert.

Karas zeigte sich über den geplanten Ausbau des Angebots bei der Altenpflege und -betreuung erfreut. Im Bereich der Ausbildung sei die Heranführung an das Regelbildungswesen und die Unterstützung mit AMS-Maßnahmen "auf jeden Fall positiv zu sehen", sagte er. Es komme nun auf die Ausgestaltung des "sehr allgemein formulierten" Regierungsprogramm in der Praxis an, so Karas.

Integration von Behinderten

Im Behindertenbereich sieht Chalupka die Integration von Menschen mit Behinderungen im vorliegenden Regierungsprogramm zu wenig berücksichtigt. Er halte fest, dass flächendeckende Frühförderangebote und vor allem die frühe Kommunikationsförderung wesentliche Voraussetzungen zu schulischer Integration von Kindern mit Behinderungen seien. Derzeit gebe es in Österreich aber nicht einmal eine Ausbildungsstätte für frühe Kommunikationsförderer.

Erfreut zeigte sich Chalupka von der geplanten Prüfung einer sozialversicherungsrechtlichen Absicherung von Menschen mit Behinderungen in Beschäftigungstherapien oder geschützten Werkstätten. Würden diese Tätigkeiten mit dem Begriff "Arbeit" gleichgestellt, könnte dies der sozialen Absicherung dienen, so der Diakonie-Direktor. (APA)