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Wien/Kiel - Führende Forschungsinstitute erwarten für das kommende Jahr eine schrumpfende Wirtschaft in der Eurozone. Das reale Bruttoinlandsprodukt werde um 0,4 Prozent zurückgehen, teilten die Institute am Montag zu der gemeinschaftlichen Prognose des Forschungsverbands Euroframe mit (für Österreich ist das Wiener Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo dabei).

2010 werde sich demnach die Wirtschaft nur leicht beleben, das Wachstum werde bei lediglich 0,5 Prozent liegen.

Erst 2011 sei wieder mit einem spürbaren Zuwachs um 1,6 Prozent zu rechnen. Allerdings sei die Unsicherheit derzeit extrem groß, betonten die Forscher. "Die Entwicklung könnte sich auf kurze Sicht noch deutlich ungünstiger zeigen als im Basisszenario dargestellt."

In Japan, den USA und Großbritannien sei ebenfalls mit einem Minus zu rechnen. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnen wie mehrfach berichtet für das kommende Jahr mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung in den Industrieländern.

Inflation sinkt deutlich

Die Inflationsrate werde in den kommenden Jahren deutlich sinken, teilten die Forscher weiter mit. In den USA gebe es sogar eine nennenswerte Wahrscheinlichkeit, dass die Verbraucherpreise in der zweiten Jahreshälfte 2009 und 2010 auch absolut sinken. Für die Euro-Zone bestehe diese Gefahr der Deflation (aufgrund Nachfrageschwäche und Überkapazitäten) bis Ende 2010 nicht.

Die Inflationsprognosen bewegen sich unter dem Zwei-Prozent-Limit (siehe Grafik), das die Europäische Zentralbank als Richtwert für Geldwertstabilität definiert hat.
"Infolge der erheblichen Abnahme des Inflationsdrucks ergibt sich ein großer Spielraum zur Lockerung der Geldpolitik" , hieß es weiter. Im Laufe der kommenden sechs Monate werde die Europäische Zentralbank ihre Zinsen vermutlich auf zwei Prozent senken, erwartet die Forschergruppe. Wie berichtet hat auch der österreichische Notenbank-Gouverneur, Ewald Nowotny, zuletzt entsprechende Andeutungen gemacht. (szem, Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.11.2008)