In ihrem kürzlich veröffentlichten "World Energy Outlook 2008" (WEO) warnte die Internationale Energieagentur (IEA) erstmals davor, dass die Produktion in den bestehenden Ölfeldern rascher zurückgeht als bisher angenommen (der Standard berichtete). "Wir sind auf einem nicht nachhaltigen Weg" , betonte auch Paul Dowling von der Economic Analysis Division der IEA bei seinem Vortrag auf der Fachtagung "Energie neu denken" letzten Mittwoch in Wien (siehe Artikel oben). Er führte dabei aus, dass "Peak Oil", also das Öl-Fördermaximum, zumindest in den Opec-Ländern, bereits erreicht sei.

Bruch mit Tradition des Schönredens

Für Heinz Kopetz, Vorsitzender des Österreichischen Biomasse-Verbandes, sind diese Aussagen bereits eine kleine Sensation:"Die IEA bricht in dramatischer Weise mit der Tradition, die künftige Energiesituation schönzureden" , sagt er. Habe die IEA noch vor wenigen Jahren von ausreichenden Ölmengen bis 2030 bei Preisen von 30 Dollar je Fass gesprochen, so werde nun erstmals ein Ölpreis von 200 Dollar für möglich gehalten. Offen bliebe allerdings, ob dieser Preis in 20 Jahren kommen wird oder schon in einigen Jahren. Dennoch verwende die Agentur noch immer irreführende Referenzszenarien, was etwa die Zuwächse im Ölverbrauch betreffe.

"Verstärkt große Solaranlagen bauen" , lautet das Fazit der Interessenvertretung Austria Solar angesichts der ernüchternden Ergebnisse des WEO 2008. Ganz im Sinne der IEA, die darin dezidiert für eine rasche Umstellung des Systems auf erneuerbare Energien plädiert. Auch das ist neu. (max, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.11.2008)