Wien - Ein Metall-Gewerkschafter soll das österreichische Gesundheitssystem umkrempeln. Was auf den ersten Blick eher absurd klingt, ist es auf den zweiten Blick schon weniger. Denn der neue Gesundheitsminister Alois Stöger (48) stand in den letzten drei Jahren der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse vor, und die ist ein absoluter Vorzeigeträger der Sozialversicherung. Freilich wird es auch für Stöger nicht leicht, umso mehr als der Bund im komplexen Gesundheitskompetenzdschungel nicht gerade viel zu sagen hat.

Das letzte Mal fiel der neue Gesundheitsminister bundesweit auf, als er sich aufmachte, die jüngste Gesundheitsreform zu Fall zu bringen. Gegen die Linie der Gewerkschaft setzte er sich mit den Ärzten zusammen, um das von ÖGB und Wirtschaftskammer erarbeitete Konzept zu Fall zu bringen: "Wir werden alles Menschenmögliche tun, um diese Reform noch zu verhindern. Da wird ein bewährtes System vorsätzlich zerstört", wetterte Stöger im Frühling.

Aus der Reform wurde dann nichts, weil man sich im Parlament zerkrachte. Nun kann Stöger zeigen, wie man es besser machen könnte. Er selbst verfügt über ein wohl geordnetes Haus. Unter seinem fast legendären Vorgänger Helmut Oberchristl hatte sich die OÖGKK zu einer Paradekasse entwickelt, die entgegen dem Trend seit Jahren fast durchgehend schwarze Zahlen schreibt. Freilich muss sie sich auch Kritik gefallen lassen, bei der Vergabe von Kassenstellen äußerst restriktiv zu sein, was bei den Fachärzten dann schon einmal zu beachtlichen Wartezeiten führen kann.

Klassischer Gewerkschafter

Auch wenn Stöger seinen Regierungsposten nicht dem ÖGB, sondern der oberösterreichischen SPÖ verdankt, ist er doch ein klassischer Gewerkschafter. Geboren als Sohn eines Totengräbers in Allerheiligen, heuerte der Mühlviertler bei der Voest an, wo er eine Lehre als Werkzeugmacher und Dreher abschloss. Schon damals reizte ihn die Aufgabe des Arbeitnehmer-Vertreters. Er wurde zum Jugendvertrauensmann.

Stufe um Stufe ging es in der Gewerkschaftshierarchie aufwärts. Fast 20 Jahre lang war Stöger Bezirkssekretär der Metallergewerkschaft in Linz. Nebenbei engagierte er sich in der oberösterreichischen Unfallversicherung (AUVA) sowie in der Versicherungsanstalt des österreichischen Bergbaus. Ein anderes politisches Standbein schuf sich Stöger als Gemeinderat in seiner Wohngemeinde Gallneukirchen. Stöger, der von seiner Frau geschieden ist, zog dort auch seine Tochter auf. Er selbst war übrigens einziger Sohn seiner Eltern und wuchs gleich neben vier Schwestern auf.

Neben dem politischen Engagement tat Stöger auch einiges für seine Fortbildung: "Meine Laufbahn ist geprägt von Bildung", sagt Stöger und kann dafür auch einige Belege vorweisen. Er hat nicht nur die Sozialakademie der Arbeiterkammer Wien, sondern auch die Europäische Sozialakademie und die Supervisionsausbildung des Bundesinstitutes für Erwachsenenbildung mit Erfolg absolviert. An der MarBloch-Universität Strassburg schloss er das Fernstudium der "Sozialen Praxis" ab. Den eher unbekannten Titel "diplome" trägt er stolz auf seinen Visitkarten.

Privat gilt seine Leidenschaft dem Erklimmen von Bergen. Bleibt dafür keine Zeit, widmet sich Stöger dem Joggen. (APA)