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Von Jänner bis September 2008 wurde bei 373 Österreicher eine Infektion mit HIV neu diagnostiziert.

Foto: REUTERS/Eliseo Fernandez

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HIV-Infektionen 1985 bis 2008.

Grafik: APA

Wien/Mexiko-Stadt  - Die Immunschwächekrankheit Aids hinterlässt auch in Österreich ihre Spuren. Selbst wenn die HIV-Infektion mittlerweile gut behandelbar ist, noch immer gibt es pro Tag ein bis zwei Neuinfektionen. Derzeit gibt es in Österreich etwas mehr als 1.150 Aids-Patienten, HIV-positiv sind rund 12.000 bis 15.000 Menschen. Die meisten von ihnen hüten diese Tatsache als Geheimnis, aus Angst vor Ausgrenzung, Stigmatisierung und Benachteiligung. Angst, die leider zu Recht besteht - dies belegt der Diskriminierungsbericht der AIDS-Hilfen Österreichs.

Fehlende Verhütungsmittel und Medikamente

Die Krankheit ist keinesfalls unter Kontrolle. Weltweit sind von HIV/Aids derzeit mindestens 33,2 Millionen Menschen betroffen. Täglich sterben an der Immunschwächekrankheit rund 5.700 Menschen. Der Grund dafür ist der unzureichende Zugang zu Verhütungsmittel und Medikamenten. Die UNO geht davon aus, dass sich in diesem Jahr insgesamt rund 2,5 Millionen Menschen neu infiziert haben. Im Jahr 2007 gab es damit rund 2,1 Millionen Opfer.

Übertragung durch ungeschützten Geschlechtsverkehr

Der häufigste Übertragungsweg von HIV ist ungeschützter Geschlechtsverkehr. Bei alltäglichen sozialen Kontakten besteht kein Risiko, sich zu infizieren. "Dennoch werden Menschen mit HIV/AIDS im privaten Umgang und im öffentlichen Leben diskriminiert", betont Dennis Beck, Obmann der Aids Hilfe Wien, und erläutert die Folgen: "Die meisten sprechen aus Angst vor Stigmatisierung und Diskriminierung - aus Angst vor "sozialem AIDS" nur mit wenigen Vertrauenspersonen über ihre HIV-Infektion."

Der Anteil der Homo- und Bisexuellen an den Erkrankten betrug bis zum Sommer 2008 34,4 Prozent, jener der intravenösen Drogenkonsumenten 24,1 Prozent. Bei einem Prozent fand die Übertragung von der Mutter auf das Kind statt.  Insgesamt wurden in Österreich seit 1985 bei 10.298 Menschen ein HIV-positiver Befund festgestellt. Zwei Drittel davon sind Männer, das restliche Drittel Frauen.

Eine Million Test pro Jahr

Pro Jahr werden in Österreich rund eine Million HIV-Antikörper-Tests durchgeführt (500.000 davon im Blutspendewesen). Ein Problem ist, dass die Tests oft in der falschen Zielgruppe durchgeführt werden (Pensionisten, betagte Krankenhauspatienten). Einerseits wird sehr viel getestet, andererseits wird bei vielen der Betroffenen die HIV-Infektion erst im Zuge der tatsächlichen Erkrankung bekannt.

HIV-Neudiagnosen in Österreich

Von Jänner bis September 2008 wurde bei 373 Österreichern eine Infektion mit HIV neu diagnostiziert. Hochgerechnet sind österreichweit 497 HIV-Neuinfektionen (2008) zu erwarten. Damit läge die Zahl für Österreich zwar wieder unter der 500er-Marke, aber dennoch um einiges höher als in den Jahren 1994 bis 2006. "Das sind um zwölf neue HIV-Diagnosen weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres", erklärt Dennis Beck und betont: "Ein Sinken der HIV-Neudiagnosen bundesweit um etwas mehr als 3% kann und darf allerdings kein Grund dafür sein, in den Präventionsbemühungen nachzulassen. 

Späte Diagnose

Noch immer bekommen manche Betroffene zu spät eine Diagnose und damit auch sehr spät eine Therapie.  "Etwa bei einem Viertel der Patienten wird die HIV-Infektion erst in einem Stadium von weniger als 200 CD4-positiven Zellen diagnostiziert", sagt der Experte Armin Rieger von der Universitäts-Hautklinik am Wiener AKH. Das Immunsystem sei dann schon deutlich geschädigt, daher könne es zu Komplikationen kommen. Allerdings kommt auch ein Teil der HIV-Positiven aus Staaten der Dritten und Vierten Welt, wo das Gesundheitssystem versagt. Zunehmend Sorgen machen den Ärzten aber auch "neue" Langzeitkomplikationen bei den HIV-Patienten. So haben sie zum Teil eine wesentlich erhöhte Rate an koronaren Herzkrankheiten. (APA/red)