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Die Finanzkrise bringt die Citigroup immer stärker unter Wasser. Die US-Regierung muss die Bank erneut stützen.

Foto: AP/Toru Hanai

Der Staat hat der Citigroup in den USA erneut unter die Arme gegriffen, um einen Kollaps der Bank zu verhindern. Die Regierung übernimmt eine Bürgschaft in der Höhe von 306 Milliarden Dollar (243 Mrd. Euro) für faule Kredite in der Bilanz der einst größten Bank der Welt und schießt zudem 20 Mrd. Dollar frisches Geld zu. Die Citigroup muss im Gegenzug ihre Dividendenzahlung begrenzen und Bonuszahlungen von der Regierung genehmigen lassen.

Auch in Österreich steigt das Interesse am staatlichen Banken-Hilfspaket. Die Raiffeisen Zentralbank beschließt heute, Dienstag, in einer Eigentümerversammlung die Aufnahme von zwei Milliarden Euro Partizipationskapital. Auch bei den Volksbanken wird so ein Schritt überlegt. Gerungen wird noch um die Entscheidung, wie viel Kapital man sich allenfalls vom Staat holen.

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Washington - Die US-Regierung greift der angeschlagenen Citigroup erneut unter die Arme und übernimmt unter anderem für 20 Mrd. Dollar (15,9 Mrd. Euro) einen Anteil an der zweitgrößten Bank der Welt. Die US-Regierung gibt zudem Garantien für bis zu 306 Mrd. Dollar an riskanten Krediten und Aktien ab, wie das US-Finanzministerium, die Notenbank und die staatliche Einlagensicherung nach Krisenverhandlungen mitteilten. Für die Unterstützung erhält die Regierung Vorzugsaktien an der einst größten Bank der Welt.

Investoren sind dennoch besorgt, dass die vielen unsicheren Kredite bei der Citigroup zu Verlusten werden könnten, wenn die wirtschaftliche Lage noch schlechter wird. Die Citigroup hatte stark auf renditestarke, aber komplexe Wertpapiere gesetzt, in denen riskante Kredite gebündelt sind. Diese Papiere sind derzeit praktisch unverkäuflich und belasten die Bilanz der Bank.

Laut Wall Street Journal ist die 20-Milliarden-Kapitalhilfe in den ersten Jahren zu acht Prozent verzinst. Von den mit der Staatsgarantie gesicherten Risikoanlagen müsse die Citigroup Verluste bis zu 40 Mrd. Dollar tragen. Das Finanzministerium würde darüber hinausgehende Verluste bis zu einer Höhe von fünf Mrd. Dollar tragen.

Sollten weitere Verluste anfallen, würde die Einlagensicherung FDIC zehn Mrd. Dollar übernehmen, die US-Notenbank decke alle weiteren Verluste ab. Die Citigroup muss im Gegenzug ihre Dividendenzahlung begrenzen und Bonuszahlungen von der Regierung genehmigen lassen. Änderungen in der Unternehmensspitze verlange die Regierung nicht.

Die Citigroup will zudem Risiko-Anlagen (Problem-Hypotheken) in eine von der Regierung gestützte "schlechte Bank" auslagern. Citigroup-Chef Vikram Pandit erklärte, die "innovative Lösung" verringere die Risiken der Bank und steigere ihre Liquidität.

Die Maßnahmen der Regierung sollen auch die Aktien der Bank stützen, die zuletzt einen drastischen Kursverfall erlitten haben. Vergangenen Freitag war die Aktie unter vier Dollar gerutscht, innerhalb der vergangenen Woche hat das Papier 60 Prozent seines Wertes verloren.

Vergangenen Montag hatte die Bank den Abbau von 53.000 Arbeitsplätzen bekanntgegeben. Die Citigroup gehörte zu den ersten neun Banken, bei denen die Regierung im Rahmen eines Hilfsprogramms im vergangenen Monat eingestiegen ist. Die Bank erhielt damals 25 Mrd. Dollar - mehr als ihr derzeitiger Börsenwert.

Alles ausschütten

Noch-US-Finanzminister Henry Paulson soll laut Berichten nun erwägen, auch die zweite Hälfte des 700 Mrd.-Dollar-Rettungspakets für die Finanzbranche auszuschütten. Wegen der verschlechterten Marktlage plane das Ministerium neue Hilfsprogramme. Bisher hatte es geheißen, Paulson wolle die zweite Hälfte des Rettungsfonds für seinen Nachfolger aufsparen. Derzeit ist das Finanzministerium dabei, die erste Hälfte des Pakets auszugeben. (Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.11.2008)