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Heinz Marecek als Willy Loman und Claudia Sabitzer als Linda

FOTO: APA-HANS KLAUS TECHT

Wien - Arthur Millers Vertreter-Drama Tod eines Handlungsreisenden, das im Jahr der Uraufführung 1949 noch einen Pulitzer-Preis einbrachte, hat heute, nach Jahrzehnten von New Economy und in Zeiten der Ich-AG, so einiges an Gültigkeit eingebüßt. Im Kontext globalisierter, virtualisierter Arbeitswelten sieht ein vazierender Herr mit Katalogkoffer ziemlich alt aus. Das Volkstheater und Regisseur Dieter Berner halten den altmodischen Handelsreisenden Willy Loman aber hoch wie ein wertvolles Museumsexponat.

Heinz Marecek, dem man in den letzten Jahren vorwiegend in Fernsehkrimis begegnete, gibt diesen Prototyp des gescheiterten American Dream als verzagten Herrn, der mit aller Kraft der Verblendung den beruflichen und familiären Misserfolg von sich weist. Im guten Glauben an den Aufstieg lässt sich auch die Familie nicht zusammenhalten, insbesondere Sohn Biff (fabelhaft: Till Firit) zerbricht an den Erwartungen des Vaters.

Vom American Dream ist auch am Volkstheater nur mehr ein in freier Landschaft verrottendes Werbeplakat übriggeblieben. Von ihm könnten die handelnden Figuren heruntergestiegen sein. Auf seine Fläche werden Szenen aus Lomans Vergangenheit projiziert, zugleich deutet das Plakatgerüst auch das Wohnhaus der Familie an (Bühne: Hyun Chu).

Nach einem bleiern schweren ersten Teil, in dem in mäßiger Betriebstemperatur das Ensemble zwischen Sitzgarnitur und Balkon immer wieder Aufstellung nimmt, erreicht der zweite Teil durch die Zuspitzung der Konflikte mehr Dynamik. Nichtsdestotrotz aber kommt die Inszenierung über eine bloß konservierende, abbildende Nacherzählung des Dramas nicht hinaus. Pettycoat und Halbstarkenoutfits dominieren die Optik (Kostüme: Mechthild Feuerstein), Claudia Sabitzer gibt eine selbstlose Gattin aus versunkener Zeit.

Weswegen man sich bei diesem auffrischungswürdigen Stück so sehr der Musealisierung verpflichtet fühlte, bleibt ein Rätsel. Der Applaus ging an die Darsteller. (Margarete Affenzeller / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.11.2008)