Karlsruhe - Im Zuge der Ermittlungen gegen die sogenannte Sauerlandgruppe haben deutsche Antiterror-Fahnder verdächtige Objekte in drei Bundesländern durchsucht. Betroffen waren Wohnungen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen, wie ein Sprecher der deutschen Bundesanwaltschaft am Samstag in Karlsruhe mitteilte. Die bereits am Donnerstag vorgenommene Aktion stand im Zusammenhang mit Ermittlungsverfahren gegen mehrere Beschuldigte, denen vorgeworfen wird, an der Beschaffung von Sprengzündern mitgewirkt zu haben. Zu Festnahmen kam es dabei nicht. Die Bundesanwaltschaft bestätigte damit ebenso wie das Bundeskriminalamt einen Bericht der "Bild"-Zeitung vom Samstag.

Nach einem Bericht des Magazins "Focus" hat die Bundesanwaltschaft ein Verfahren gegen den 16-jährigen Deutsch-Tunesier Alaeddine T. eingeleitet. Er soll für die Sauerland-Zelle 26 Bombenzünder in einer Schuhsohle aus der Türkei nach Deutschland geschmuggelt haben, berichtete das Magazin. Nach einer Vernehmung im Herbst 2007 hätten die Ermittler T. zunächst als Zeugen eingestuft. Er habe zugegeben, ein paar Herrenschuhe an den Hauptverdächtigen Fritz G. übergeben zu haben. Von den Zündern habe er aber nichts gewusst. Diese Version bezweifeln die Staatsschützer laut dem Bericht inzwischen.

Mutmaßlicher Terrorhelfer ausgeliefert

Nach gut einem Jahr in türkischer Haft war zuvor der mutmaßliche Terrorhelfer Attila S. nach Deutschland ausgeliefert worden. S. soll als Mitglied der "Islamischen Dschihad-Union" 26 Sprengzünder für die Sauerland-Zelle besorgt haben, die im September vergangenen Jahres durch die Festnahme von drei Verdächtigen gesprengt worden war. Fahnder hatten damals im sauerländischen Medebach die beiden zum Islam konvertierten Deutschen Fritz G. und Daniel S. sowie den türkischen Staatsbürger Adem Y. dingfest gemacht und dabei die Zünder gefunden.

Die Sauerland-Zelle soll Sprengstoffanschläge insbesondere gegen US-amerikanische Einrichtungen in Deutschland geplant haben. Die drei in Medebach festgenommenen Männer müssen sich deswegen demnächst vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten.

Nach einem von der "Bild"-Zeitung zitierten vertraulichen "Gefährderbericht" hat die Zahl der sogenannten Gefährder von 2007 auf 2008 um ein Drittel auf 80 Personen zugenommen. Der Anteil derjenigen, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, sei demnach von 13 auf 19 Prozent gestiegen. Dem Bericht zufolge werden die potenziell Terrorverdächtigen immer jünger. In der Altersgruppe der 20- bis 30-Jährigen habe der Anteil der verdächtigen Personen im Berichtszeitraum von neun auf 28 Prozent zugenommen. Der jüngste Verdächtige sei 17 Jahre alt.

Schäuble habe auf der Innenministerkonferenz am Freitag in Potsdam vor einer "äußerst angespannten" Sicherheitslage gewarnt, berichtete die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf Teilnehmerkreise. "Wir müssen weiter davon ausgehen, dass die Führung von Al Kaida den Entschluss gefasst hat, in Europa, mithin auch in Deutschland, Anschläge zu begehen beziehungsweise begehen zu lassen", sagte Schäuble demnach. (APA/AFP)