Hörverlag

In den kalten und nassen Elendsvierteln von Limerick der 30er- und 40er-Jahre, behauptet Frank McCourt, der Überraschungsautor des Jahres 1996, habe es nur deshalb so viele fromme Menschen gegeben, weil die Kirchen noch der trockenste Ort waren.

Im Bestseller Die Asche meiner Mutter machte der damals 66-jährige und zwischenzeitlich in den USA lebende Lehrer ein Millionenpublikum mit seinen düsteren, aber auch fröhlichen, vor allem aber mit unglaublichem Sprachwitz gewürzten Erinnerungen an seine bitterarme Kindheit in Irland bekannt. Er beschrieb die Pubs, in denen sein Vater regelmäßig den Wochenlohn versoff, er erzählte von der Kälte und der Nässe in den katastrophalen Behausungen der McCourts. Er beschrieb die prügelnden Lehrer, die Freude über ein bisschen Essen, schließlich den Tod seiner kleineren Geschwister durch Unterernährung.

Das Buch war ein sensationeller Erfolg und wurde unter anderem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. McCourt hatte diesen Stoff über Jahrzehnte in sich getragen, er wollte sein Leben lang dieses Buch schreiben. Als er es dann schließlich tat, fand er exakt die richtige Sprache dafür: eine lapidare Erzählform, die ihre Leser zwischen katholischem Himmel und irischer Hölle hin und her katapultiert.

Das Buch wurde von Harry Rowohlt übersetzt. Er gibt nun auch den Ich-Erzähler in der eben erschienenen Hörspielinszenierung. Jele Brückner liest Mutter Angela, Hanns Jörg Krumpholz den Dad. Dichte Packung, gut gemacht. (Ute Woltron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./3.11.2008)