Die Betreiber kletzelten einfach das "t" von den Schildern. Der Erfolg gibt ihnen Recht - denn nach all den Jahren ist das "t" immer noch in unseren Köpfen.

Manches liest man sich einfach zurecht. Wie etwa - ganz aktuell - das Wort "Staatsbürgschaft". Das wird, ob man's will oder nicht, im Kopf automatisch zum Wort "Staatsbürgerschaft". Obwohl das schon sehr komisch klingt, wenn einem Unternehmen eine "Staatsbürgerschaft" in Aussicht gestellt wird.

Dieses im Lesen Zurechtrücken und unbewusst Korrigieren funktioniert natürlich auch auf der Straße hervorragend, beim Vorbeigehen und flüchtigen drüberlesen. Wie etwa seit Jahr und Tag beim "Holland Blumenmark". Denn obwohl nun schon bald seit zwei Jahrzehnten das "t" am End' fehlt, ist und bleibt's für die Leut' der "Holland Blumenmarkt". "Blumenmark" sagt kaum jemand. Obwohl viele nicht mehr wissen, wie Anfang der 90er-Jahre das "t" von den Schildern kam.

Damals war es nämlich sogar vom Höchstgericht dem "Holland Blumenmarkt" untersagt worden, sich "Markt" zu nennen, weil er eben kein Markt im herkömmlichen Sinne sei. Die Reaktion war eine pragmatische: Die Betreiber kletzelten einfach das "t" von den Schildern. Der Erfolg gibt ihnen Recht - denn nach all den Jahren ist das "t" immer noch in unseren Köpfen. Und dieses Kopf-"t" kann kein Gericht verbieten. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe, 21./22.11.2008)