Traditionell gelten die Wiener Gemeindebauten als rote Hochburgen. Bei den Nationalratswahlen hat die SPÖ allerdings 6,25 Prozent Stimmen verloren, während die FPÖ um 6,57 Prozent zugelegt hat. Das zeigte sich auch im Gemeindebau, was der SPÖ für die kommenden Landtagswahlen zu denken gibt.

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Standard: Sowohl künftige als auch jetzige Mieter beschweren sich über Wiener Wohnen. Versagt Ihre Kontrolle?

Ludwig: Bei der großen Zahl der Gemeindewohnungen schließe ich Probleme nicht aus. Die Erwartungen an die öffentliche Hausverwaltung ist höher als an eine private. Dort käme auch niemand auf die Idee, sich bei Problemen mit den Nachbarn an die Eigentümer zu wenden. Wir sehen diese höhere Verantwortung und haben deswegen zusätzliche Instrumente: eine ausgeprägte Mietermitbestimmung, Gebietsbetreuung oder interkulturelle Mediatoren. Derzeit läuft eine groß angelegte Befragungsaktion zur Zufriedenheit der Bewohner. Ich will mit den Mietern in Dialog treten. Wo sind die Probleme, und wie kann man als Stadt helfen? Und wo stoßen wir auf Grenzen der Machbarkeit. Denn es gibt auch eine gewisse Eigenverantwortung, welche die Mieter wahrnehmen müssen.

Standard: Als roter Politiker sind Sie daran interessiert, dass Gemeindebaumieter SPÖ wählen. Wie wollen Sie die Wähler, die diesmal die FPÖ gewählt haben, zurückgewinnen? Ist es mit der Umfrage getan?

Ludwig: Die Befragung ist für mich eine wichtige Grundlage für weitere Verbesserungen und der Auftakt zu einer noch stärkeren Kommunikation mit den Bewohnern. Ich bin vor allem daran interessiert, dass wir in Wien eine hohe Wohnqualität haben und dass Wohnen für die Menschen leistbar bleibt. Wir nehmen aktuelle und künftige Herausforderungen an, während die FPÖ Ressentiments und Verunsicherung schürt. Das werden wir in Zukunft stärker bewusst machen.

Standard: Wie gestalten Sie die soziale Durchmischung? Gibt es einen Plan?

Ludwig: Es gibt zwei Konzepte: Eines der Ausgrenzung und eines, das alle Gruppen einbindet. Ich bekenne mich eindeutig zum zweiten Weg: Ältere, Jüngere, Zuwanderer, Menschen, die man in die Gesellschaft integrieren will. Da gibt es Konflikte, aber das ist für mich alternativlos. Denn die Alternative habe ich mir in Paris angeschaut. Wo man versucht, Gruppen, die man als Problemfälle definiert, in eigene Wohnbereiche zu transferieren, und wo es zur Häufung von Problemen kommt - mit den Auswirkungen, die wir aus Paris kennen. Das will ich in Wien nicht. Man darf an der Wohnadresse nicht erkennen, welcher sozialen Gruppe man angehört. (Marijana Miljkovic, DER STANDARD Printausgabe, 21./22.11.2008)