Wien - "Es gibt keine Gerechtigkeit ohne Wahrheit und es gibt keine Wahrheit, wenn man schweigt." Slavenka Drakulić, eine der mutigsten kroatischen Autorinnen, die trotz großen Drucks immer wieder das "schöne Sommergesicht" ihres Landes hinterfragt, stellte auch am Donnerstagabend bei dem Runden Tisch zum Thema "Bewältigung der traumatischen Europäischen Vergangenheit" im Wiener Bruno Kreisky Forum die Heroisierung der Kriegsgeneration der 1990er-Jahre infrage.

Drakulić unterscheidet drei Formen der Leugnung von Kriegsverbrechen. Die erste folge dem Gedanken: "Unsere Jungs können nichts Böses getan haben. Sie haben nur das Land verteidigt." Nach dem Aufdecken von Verbrechen, würden diese dann im Namen des Patriotismus gerechtfertigt. Die dritte Ebene der Verleugnung sei das Schweigen. Und dies sei auch eine Kollaboration mit der politischen Führung. (awö/DER STANDARD, Printausgabe, 22.11.2008)