Musiker und Schauspieler erhalten jedes Jahr gleich mehrere Auszeichnungen im Rahmen größerer und kleinerer Preisverleihungen. Die Promis stolzieren auf dem roten Teppich, suhlen sich im warmen Licht des Blitzgewitters, halten mehr oder weniger dramatische Ansprachen und danken am Ende allen Gott für ihre Leistungen.

Nun, bei der umsatzstärksten Unterhaltungsbranche der Welt sieht das Bild etwas anders aus. Kaum ein Normalsterblicher kennt die Köpfe hinter den Videospielen, die einem die Jugend stehlen oder den einen oder anderen  ergrauten Damen und Herren den zweiten Frühling bescheren. Die Ehrungen dieser Genies werden eher in den Kellern der Fachverlage abgehalten, als auf den Brettern, die die Welt bedeuten.  Das soll sich ändern, meinte auch der Popkultursender MTV Deutschland und verlieh so am Abend des 20. Novembers 2008 zum ersten Mal die „MTV Game Awards“.

Zsolt Wilhelm

Das Jahreskürzel ‘08 sollte dabei getrost übersehen werden. Denn bei Betrachtung der Nominierten in den zehn einzelnen Kategorien erschloss sich wahrscheinlich nicht einmal den Veranstaltern selbst, welche Spiele aus welchem Jahr in den Zeitraum fallen. Um es grob zu überreißen: Gekrönt wurden Titel der vergangegen Weihnachtssaison und Titel, die bis zum Sommer 2008 auf dem Markt erschienen sind. Die Nominierten stellte vorab die MTV-Redaktion zusammen. Bewertet wurde von den Spielern und Spielerinnen, die insgesamt über 600.000 Stimmen abgegeben haben.

Unter den Laudatoren des Abends fanden sich jede Menge bekannte Gesichter aus der deutschen und internationalen Promiwelt wieder. Elton durfte dabei genauso wenig fehlen, wie Sido oder Evil Jared von der Bloodhound Gang.

Zsolt Wilhelm

Award: Whole World In Your Pocket

Den Preis für das beste Handheld-Spiel erhielt das Rollenspiel „Crisis Core: Final Fantasy VII“ von Square Enix für die PSP.

Zsolt Wilhelm

Award: We're Having A Party

Der Preis für das beste Partyspiel ging an das Musikspiel „Guitar Hero 3“ von Activision für Xbox 360, Wii, PS3 und PS2.

Zsolt Wilhelm

Award: Let’s Play Together

Zum besten Multiplayer-Spiel gekürt wurde der Shooter „Call of Duty 4“ von Activision für PC, PS3 und Xbox 360.

Zsolt Wilhelm

Award: You Got The Style

Das Spiel mit dem besten Look hatte das Gangster-Epos „Grand Theft Auto IV“ (GTA IV) von Rockstar Games für PS3 und Xbox 360.

Award: Best Supporting Role

Den Preis für den besten Nebencharakter erhielt der Werkstattbesitzer auf Steroiden „Brucie“ von GTA IV.

Zsolt Wilhelm

Award: Living In A Box

Zum besten In-Game Item wurde die „Portal Gun“ aus dem Puzzle-Spiel „Portal“ von Electronic Arts für PC, PS3 und Xbox 360 gewählt.

Zsolt Wilhelm

Award: Bad Motherfucker

Die Auszeichnung für den besten Bossfight erhielt „Screaming Mantis“ aus dem Action-Spiel „Metal Gear Solid 4“ von Konami für PS3.

Zsolt Wilhelm

Award: When We Were You

Zur beliebtesten Spielfigur wurde der Auftragsmörder „Altair“ aus „Assassin’s Creed“ vob Ubisoft für PS3, Xbox 360 und PC gekürt.

(Im Bild: Produzentin Jade Raymond)

Zsolt Wilhelm

Award: Game Of The Year

Der Preis des Abends für das Spiel des Jahres ging an „GTA IV“ von Rockstar Games für PS3 und Xbox 360.

(Im Bild: Lucien Kings von Rockstar)

Zsolt Wilhelm

Award: Do Believe The Hype

Und die Auszeichnung für das beste noch unveröffentlichte Spiel ging an „Final Fantasy XIII“ von Square Enix für Xbox 360 und PS3.

Zsolt Wilhelm

Zu guter Letzt kam man auch nicht darum herum einen Preis für das Lebenswerk zu verleihen. Ubisoft-Produzentin Jade Raymond überreichte die Auszeichnung an Metal Gear Solid-Vater „Hideo Kojima“, der sich verzückt und verduzt zugleich zeigte. Er bedankte sich besonders höflich in fließendem Japanisch und versicherte, der Preis habe nichts mit einer frühzeitigen Pensionierung zu tun. Er werde der Branche weiter erhalten bleiben – nur nicht mehr als Entwickler des Bestsellers.

Zsolt Wilhelm

Nach fast zwei Stunden Verleihungsmarathon lässt sich festhalten: Gut, dass es nun einen breitenwirksamen Award für die Spielebranche gibt. Wenig klappte perfekt: Von den Ausspracheproblemen der Laudatoren bis zur vergessenen Preisverleihung in der Kategorie „Multiplayer“ hakte es noch an vielen Stellen. Was fehlte, waren die Überraschungen. Die Kassenschlager und Top-Favoriten räumten alles ab. Die Schöpfungen der Independentszene sollten künftig mit einem eigenen Award bedacht werden.

Noch wichtiger wäre allerdings eine Terminverschiebung. Der Award fürs das aktuelle Jahr sollte auch nur Spiele aus dem aktuellen Jahr auszeichnen. Dann verstehts auch der Nachbar. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 21.11.2008)

Hinweis: Die Verleihung des MTV Game Awards wird am 21.11. auf MTV übertragen.

Zsolt Wilhelm