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Stefan Petzner über die Plakatserie: Das Logo des BZÖ wurde absichtlich rechts unten platziert, "in der Pinkelzone", wie Petzner einen Fachausdruck der Werbebranche verwendet, denn: "Das BZÖ war zu dieser Zeit zum Draufpinkeln", so der Vortragende augenzwinkernd.

Foto: APA/Pfarrhofer

Obwohl erst einen Tag zuvor seine Demontage als designierter BZÖ-Obmann vollzogen worden war, tauchte Stefan Petzner am Donnerstagabend gut gelaunt auf der Fachhochschule für Journalismus und Medienmanagement in Wien auf. Keine Spur von Trauer, lächelnd und braun gebrannt hielt er in seiner Funktion als BZÖ-Wahlkampfleiter vor rund 50 StudentInnen einen Vortrag zum Thema: "Wahlkampfmanagement des BZÖ - Wahlkampf Jörg Haider 2008." derStandard.at hat sich in den Hörsaal gesetzt - und staunte nicht schlecht, als Petzner über das BZÖ zum Draufpinkeln, den beschädigten Westenthaler mit Sprechverbot und seinen Vorschlag, Ewald Stadler zum Spitzenkandidaten zu machen, sprach.

"Wir waren die erfolgreichste Partei, denn wir haben am meisten dazu gewonnen." Petzner ist auch ein paar Wochen nach den Nationalratswahlen sichtlich stolz auf das Ergebnis des BZÖ. Er ganz alleine habe die Kampagne, mit der Jörg Haider 10,7 Prozent (plus 6,6 Prozent) erzielen konnte, konzipiert, erzählt er im Hörsaal B001 der FH. "Ich freue mich, euch erzählen zu können, wie wir das gemacht haben. Es ist spannend zu zeigen, wie der Wahlkampf 2008 funktioniert hat."

Parteiprofil nicht vorhanden

Und dabei sei die Ausgangslage im Sommer alles andere als gut gewesen: "Wir hatten einen persönlich beschädigten Peter Westenthaler als Parteiobmann und ein Parteiprofil war nicht vorhanden." Das Geheimnis des Erfolges: "Wir denken alle viel zu kompliziert. Man muss immer eines im Auge haben, dass die Menschen verstehen müssen, was man sagen will. Man muss verständlich formulieren, nicht für die oberen 10.000, sondern für die Hilfsarbeiter am Fließband."

Zudem dürfe man den Spitzenkandidaten nicht erfinden oder verbiegen, denn: "Das wichtigste in der Politik ist Glaubwürdigkeit." Man brauche den richtigen Riecher, Gefühl und Emotion. Aber: "Wenn man zuviel Emotion zeigt, kann einem das zum Verhängnis werden, wie man bei mir gesehen hat."

Devise "Klappe halten"

Die Entscheidung für den Spitzenkandidaten ist schließlich auf Jörg Haider gefallen. "Ich habe zu ihm gesagt, du bist verrückt, das kannst du nicht machen". Es sei ein großes Risiko gewesen, denn hätte Haider verloren, wäre das kein gutes Vorzeichen für die Kärntner Landtagswahlen 2009 gewesen. Aber Peter Westenthaler kam nicht in Frage, weil ihm wegen der Prügelaffäre eine Verurteilung drohte. Petzner hätte Ewald Stadler vorgeschlagen, sagt er. Und eine Zeitlang war das offenbar eine ernsthafte Überlegung: "Die Serie gibt es auch mit Stadler", deutet er auf das auf die Wand projizierte Haider-Plakat. Daneben der Spruch: "Den sozialen Weg gehen! Deinetwegen. Österreich." Westenthaler wurde im Wahlkampf mit einem Sprech- und Auftrittsverbot versehen und auch sonst galt innerhalb des BZÖ die Devise "Klappe halten". An die Öffentlichkeit treten sollten neben Jörg Haider nur die Generalsekretäre, neben Petzner also noch Martin Strutz.

BZÖ in der "Pinkelzone"

Die Plakate habe er "komponiert", erklärt Petzner. Jedes Detail sei durchdacht und geplant. Das Logo des BZÖ wurde absichtlich rechts unten platziert, "in der Pinkelzone", wie Petzner einen Fachausdruck der Werbebranche verwendet, aber: "Das BZÖ war zu dieser Zeit zum Draufpinkeln", so der Vortragende augenzwinkernd. Ansonsten verfolgte man das Prinzip der Schwarz-Weiß-Malerei, wie es auch die FPÖ immer tut, so Petzner. Das Gute wurde gegen das Schlechte gestellt. Petzner: "Gut war Kärnten, schlecht die Große Koalition."

Und weil das BZÖ kein Geld bzw. wenig Geld hatte - insgesamt wurden vier bis fünf Millionen Euro ausgegeben - konzentrierte man sich auf einen Medienwahlkampf. Das Motto war "Erfolgsmaximierung durch Reduzierung auf das Wesentliche." Jörg Haider sei der beste Medienpolitiker gewesen, in der Wahlkampfzeit habe man zwei- bis dreihundert Medientermine wahrgenommen, man sei bei jedem "Fuzzi-Sender" zu Gast gewesen. Und dabei hätte man so manches erlebt, zum Beispiel, dass "die FM4-Moderatorin Angstzustände bekam, als sie mit Jörg Haider in einem Raum war".

"Gut" sei auch gewesen, dass Haider als erster bei den TV-Duellen an die Reihe gekommen sei. Er ist dabei auch am besten von allen Spitzenkandidaten ausgestiegen, ist Petzner überzeugt, nur gegen SPÖ-Spitzenkandidaten Werner Faymann habe er verloren. Gegen Molterer habe man ein leichtes Spiel gehabt, dieser sei nach der Wahl auf Petzner zugesteuert und habe ihn beschuldigt: "Wegen dir habe ich die Wahl verloren."

Man habe sich total auf das Duell gegen HC Strache von der FPÖ konzentriert, das ja das Auftaktduell war. Es sei für den Ausgang der Wahl entscheidend gewesen, wer das Duell für sich entscheidet. Haider habe Strache in die Enge treiben können, so Petzner. Nach dem Duell war die Erleichterung groß: "Jetzt haben wir den Strache besiegt, jetzt besiegen wir die ganze Welt."

Strategie gegen Stadlers Youtube-Video

Noch ein Detail am Rande: Alle BZÖ-Mitglieder wurde via geheimen Strategiepapier auf die BZÖ-Linie eingestimmt. Die "zehn Kernargumente für Jörg Haider und das BZÖ" wurden verteilt - darin auch der Punkt angemerkt, wie man auf das Youtube-Video Ewald Stadlers reagieren soll, in dem er das BZÖ als Bienenzüchter-Verein Österreichs beleidigte.

Petzner jedenfalls habe den Wahlkampf mit vollem Einsatz konzipiert, er sei dabei von "persönlichem Idealismus" getragen worden, antwortet er auf die Frage eines Studenten, ob er auch das LIF ins Parlament hätte hieven können. Es tue ihm übrigens Leid, dass das LIF den Einzug verpasst hätte, so Petzner.

Kein Jörg-Haider-Gedenkwahlkampf

Seine nächste Herausforderung seien nun die Wahlkämpfe in Salzburg und Kärnten, wo jeweils am 1. März Landtagswahlen anstehen. Er habe schon einige Ideen, so Petzner, jedenfalls werde es in Kärnten keinen Jörg-Haider-Gedenkwahlkampf geben: "Damit würden wir Schiffbruch erleiden". Obwohl man ihm schon geraten habe, das "Deinetwegen" der Nationalratswahlkampagne durch "Seinetwegen" zu ersetzen.

Wie es mit ihm persönlich weitergeht, macht Petzner von den Wahlausgängen im März abhängig: "Ich hoffe aber doch, dass ich der Politik noch eine Zeit lang erhalten bleibe."

Nach dem Vortrag unterhielt sich der 27-jährige Petzner noch ein wenig mit den StudentInnen, die kaum jünger waren als er. Es schien ihm sichtlich zu gefallen, als Experte auftreten zu können. Viel Zeit für die Studierenden hatte er aber nicht. Schulterklopfen für jene, die brav Fragen gestellt hatten, und dann ging es weiter zur Präsentation des Buches "Wahl 2008", wo der BZÖ-Politiker seine Wahlkampfstrategie in einem Gastbeitrag zusammengefasst hat. (Elisabeth Oberndorfer, Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 21.11.2008)