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Ratlosigkeit an der Wall Street.

Foto: AP/Richard Drew

Milliarden-Finanzspritzen hin oder er, derzeit helfen sämtliche Beruhigungsmittel nichts. Sorgen über die Zukunft der drei großen US-Automobilkonzerne und die konjunkturelle Entwicklung schicken die US-Börsen am Donnerstag auf Talfahrt. Der Dow-Jones rast mehr als 5,5 Prozent in die Tiefe. In einem Ausverkauf zum Handelsende durchbricht er die Marke von 8000 Punkten. Die traurige Bilanz: Innerhalb von nur einer Woche verliert der Index mehr als 1.000 Punkte. Denn die Hiobsbotschaften reißen nicht ab: Die Krise rafft eine Bank nach der anderen dahin und breitet sich dominoartig auf die Gesamtwirtschaft aus. Neuestes Beispiel: Trotz tagelanger Verhandlung konnte sich der US-Kongress nicht auf eine milliardenschwere Hilfe für die schwer angeschlagene Autoindustrie einigen. Händeringen und Haareraufen an der Wall Street.

Die Kursstürze wecken böse Erinnerung an die Horrortage der Börsen rund um die Pleite von Lehman Brothers. Die Angst vor den schlimmen Folgen einer Rezession lässt die Anleger an den Börsen weltweit flüchten. Schwache Konjunkturdaten und Massen-Kündigungen in so gut wie alle Branchen tun ihr Übriges. Dazu kommen Umsatzeinbrüche bei Konzernen, die es in so kurzer Zeit noch nie gegeben hat. Die Welt befindet sich ökonomisch im Leerlauf.

Doch eine kollektive Untergangsstimmung, mit der 2009 zu rechnen ist, gilt auch als ein guter Indikator. Man erinnere sich an das Jahr 2003: Viele Menschen waren arbeitslos, die Firmen pessimistisch. Das Tief war nämlich der Beginn einer Hausse, was folgte war ein wirtschaftlicher Aufschwung. Die Stimmung an der Börse dreht eben früher als in der Realwirtschaft. Börsen beginnen zu verlieren, wenn die Wirtschaft gerade noch brummt, sie machen langsam Gewinne, wenn die Rezession sich austobt.

Doch solange Forschungsinstitute nichts weiter als Hoffnung verbreiten, indem sie eine Beruhigung irgendwann im Laufe des nächsten Jahres vermuten, dies aber mit Fakten nicht belegen können, werden die Börsen kaum einen soliden Halt finden. Grund zur Hysterie und Panikmache gibt es ebenso wenig. Es gilt abzuwarten, bis das endgültige Tief an den Börsen erreicht ist. Umso größer wird dann die Gegenreaktion sein. Die Supermacht USA ist bis zum 20. Jänner soundso nur bedingt handlungsfähig. Der alte Präsident ist eine "lame duck", der neue noch nicht im Amt. Die Kräfte auf den Weltmärkten werden sich verschieben. Laut der Studie "Global Trends 2025"  droht der Noch-Supermacht USA jedenfalls der Absturz. (Sigrid Schamall, derStandard.at, 21.11.2008)