Lieber ein bisschen weniger Gewinn, dafür das eingesetzte Kapital gesichert. Wenn alles schiefgeht, bekommt man zumindest das zurück, was man investiert hat. So lautet das Prinzip der Kapitalgarantie. Und in unsicheren Zeiten wird diese wieder verstärkt nachgefragt - auch bei Zertifikaten.
Der Sicherheitsgedanke ist bei heimischen Investoren traditionell groß. Kein Wunder also, dass in den vergangenen Wochen am Sekundärmarkt für Zertifikate verstärkt Garantieprodukte nachgefragt wurden. Wer genau sucht, kann dort auf Perlen stoßen. Denn viele Garantiezertifikate notieren unter ihrem Ausgabepreis. Getilgt werden die Papiere aber zum Ausgabepreis, hieraus könnte sich schon ein guter Aufschlag errechnen - der noch dazu von der Kapitalertragsteuer (25 Prozent) befreit ist. Möglich macht dies die gesetzliche Regelung, dass Wertsteigerungen unterhalb des Emissionspreises nicht der KESt unterliegen. Die Erträge unterliegen aber der Einkommensteuer, wenn sie innerhalb eines Jahres lukriert werden. Nach zwölf Monaten sind diese jedoch ebenfalls steuerfrei.
Allerdings muss darauf geachtet werden, welche Aktien diesen Zertifikaten zugrunde liegen und ob sich aus dieser Optionskomponente nicht auch noch Aufwärtspotenzial ergibt. Denn die Laufzeiten für jene Papiere, die jetzt unter ihrem Ausgabekurs notieren, sind mitunter noch lang. Ein schneller Gewinn ist damit in vielen Fällen nicht in Sicht. Dafür aber die Chance, dass die zugrunde gelegten Papiere (etwa Aktien) sich bis zum Ende der Laufzeit erholen und damit ein höherer Gewinn winkt.

Von den Schwankungen profitieren

In turbulenten Zeiten kann auch mit Produkten Geld verdient werden, die versuchen, von den Schwankungen an den Börsen (Volatilität) zu profitieren. Zeiten hoher Volatilität bieten einen günstigen Einstiegszeitpunkt in Discount-Zertifikate. Mit Discount-Papieren können Anleger mit einem Preisnachlass (Discount) in einen bestimmten Basiswert (Aktie oder Index) investieren. Der Anleger bezahlt also für den Basiswert nicht den Gegenwert des aktuellen Kurses, sondern den niedrigeren Preis für das Discount-Zertifikat. Dieser Preisnachlass bietet einen Risikopuffer, der mögliche Kursverluste abfedern und in einem Seitwärtsmarkt sogar für einen Gewinn sorgen kann.
Für den eingeräumten Preisvorteil nimmt der Anleger allerdings eine Begrenzung des Gewinnpotenzials in Kauf, die durch den Cap-Kurs dargestellt wird. Schließt die Aktie am Ende der Laufzeit am oder über dem Cap, wird das Zertifikat zum Höchstbetrag (Cap) getilgt. Ist der Kurs des Basiswertes am Ende gleich oder niedriger imVergleich zum Cap, erhält man den aktuellen Kurs des Basiswertes.
Ein solches Discount-Zertifikat beispielsweise auf die Telekom Austria bietet derzeit die Raiffeisen Centrobank (RCB) an. Das Papier kostet 8,20 Euro (Bezugsverhältnis 1:10), der Kurs der Telekom liegt derzeit bei 10,66 Euro. Der Cap ist bei 13 Euro gesetzt, das Ende der Laufzeit ist am 15. Jänner 2010. Anleger können also quasi für 8,20 Euro Telekom-Aktien erwerben, zahlen durch das Zertifikat aber deutlich weniger, als sie für die zugrunde liegende Aktie zahlen müssten.
Steigt die Telekom Austria bis 2010 über 13 Euro, bleibt der Gewinn der Zertifikateure allerdings bei 13 Euro limitiert. Nach oben ist man mit diesem Zertifikat nicht voll dabei. Dafür kann man aber in Seitwärtsphasen deutlich profitieren. Steht die Telekom am Ende der Laufzeit noch immer bei 10,66 Euro, bekommt man immer noch mehr ausbezahlt, als man eingezahlt hat - gekauft wurde ja zu 8,20 Euro. Bei so einer Veranlagung trägt der Anleger aber das Aktienrisiko - fällt die Telekom unter 8,20 Euro, bekommt man weniger zurück.(Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.11.2008)