Die Multimedialität wird bei der Xbox, wie bei der Konkurrenz aus Japan, groß geschrieben. Neben Spielen sollen die Heimkonsolen sämtliche digitalen Medien in den eigenen vier Wänden bündeln und von der Couch aus abrufbar machen. Ein wesentlicher Mehraufwand, den nicht zuletzt auch die Designer der Benutzeroberflächen ausbaden müssen.

Vor allem Sonys PlayStation 3 konnte in diesem Bereich in den vergangenen Jahren mit der patentierten "Cross Media Bar" (XMB) Maßstäbe setzen. Microsoft zieht nun knapp drei Jahre nach dem Marktstart der Xbox 360 nach und präsentiert mit der "New Xbox Experience" (NXE) den modernen Nachfolger seines in die Jahre gekommenen Xbox-Interfaces.

Ab dem 19. November kann jeder Konsolen-Nutzer das Update kostenlos einspielen. Die Prozedur nimmt einige Minuten in Anspruch.

Im Bild: Das alte Dashboard der Xbox 360.

Ziel ist es mit einem ansprechenderem Design ein breiteres Publikum anzusprechen und der kontinuierlich steigende Anzahl an Inhalten des Online-Dienstes "Xbox Live" und des Download-Marktplatzes Rechnung zu tragen.

Mehr als die Mitbewerber setzte Microsoft von Anfang an auf die Möglichkeiten des Online-Gamings. Der "Xbox Live"-Dienst gilt bis heute in vieler Hinsicht als federführend in der Branche. Mit dem Update der System-Software baut man zum einen die eigenen Stärken aus und fügt zum anderen einige Eigenheiten anderer Hersteller hinzu.

Im Bild: Avatare prägen das Bild der NXE.

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Beispielsweise wird jedem Nutzer ab sofort ein eigener Avatar zugeordnet, der sich individuell gestalten lässt. Das digitale Alter Ego dient fortan als virtuelles Abbild im Netz. Bei kleineren Spielen wie "UNO" etwa, wird der Avatar sogar ins Spiel integriert. Die Idee erinnert stark an Nintendos Avatar-System der Wii, wobei Microsoft weitaus mehr Gestaltungsspielraum zulässt.

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Im Rampenlicht steht allerdings die von Grund auf überholte Benutzeroberfläche. Mit Anleihen an Medien-Verwaltungsprogramme wie Apples Frontrow und das Windows Media Center hat man die Inhalte horizontal aufgefächert, die einzelnen Menüpunkte sind vertikal ausgerichtet. So erhält man eine bessere Übersicht. In der Karteikarte "Meine Xbox" werden nun Spiele, Videos, Musik und Bilder in einzelne Slides geordnet und lassen sich auch alphabetisch suchen.

Vollpreisspiele auf einer DVD lassen sich erstmals komplett optional auf die Festplatte installieren. Das führt zu kürzeren Ladezeiten und minimiert den Einsatz des bekanntlich sehr lauten DVD-Laufwerks der Konsole.

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Jedes Slide blättert weitere Informationen auf. Die Ansicht des eigenen Profils ist jetzt nicht nur schicker - Hintergrundbilder und Themes lassen sich jederzeit ändern - sondern anschaulicher.

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Dieses Konzept zieht sich durch jegliche Menüpunkte. Im Spiel-Marktplatz wird das Design darüber hinaus genutzt, um Neuigkeiten zu bewerben. Zwar wird das Auge dadurch rasch überfordert, es hilft jedoch auch, am Ball zu bleiben.

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Zu jedem Angebot am Marktplatz gibt es nun eine ausführliche Beschreibung und Bebilderung.

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Ein Vorteil des Avatar-Systems: Freunde werden dadurch wesentlich markanter repräsentiert. Ein kleines Icon zeigt, was sie gerade spielen.

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Neu ist der so genannte Party-Modus mit bis zu sieben Freunden. Hier können die Nutzer per Voice Chat in Kontakt treten und über Spiele-Sessions hinaus miteinander kommunizieren. Dieser Dienst läuft separat und ist daher von Start weg mit sämtlichen Titeln kompatibel.

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Eine weitere Funktion des Party-Modus ist der Austausch von Fotos in Echtzeit - eine frische Art des Dia-Abends.

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Bislang nur in den USA verfügbar ist der Video-Dienst NetFlix. Für die Online-Videothek ist bislang keine Starttermin hierzulande bekannt. Auch der Video-Marktplatz für Serien und Filme lässt in Österreich noch weiter auf sich warten. Gegenüber derStandard.at hieß es, man setze alles daran, das Angebot verfügbar zu machen.

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Viele Nutzer wird die neue Benutzeroberfläche zunächst überfordern. Das liegt unter anderem auch daran, dass an einigen Punkten noch an der Effizienz geschraubt werden müsste. Nicht selten findet man sich anfangs im Karteikarten-Wirrwarr wieder.

Allerdings haben sich die Entwickler dazu etwas einfallen lassen und das alte Dashboard in einem Guide-Menü zusammengefasst. Es lässt sich jederzeit, auch während dem Spielen, per Knopfdruck einblenden und macht alle wesentlichen Funktionen zugänglich.

Ausblick

Microsoft hat mit dem lange notwendigen Redesign nicht nur Mängel des alten Interfaces ausgemerzt, sondern auch nützliche Features hinzugefügt. Das System erwies sich im Test als stabil und schnell. Insbesondere der Party-Modus kommt Online-Spielern besonders zugute. Darüber hinaus ist zu hoffen, dass die Entickler künftig Updates rascher nachliefern und der in manchen Fällen noch nicht ganz durchsichtigen Menüführung den nötigen Feinschliff verpassen. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 19.11.2008)

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