Ab 15? Ab 16? Jugendverbot? Nicht immer sind Altersklassen auf Videospielen nachvollziehbar.

Wien - Der Knirps, der mit fünf Computer-"Ballerspielen" an die Kassa des Elektromarktes kommt, soll bald mit leeren Händen wieder gehen müssen. Ein gutes Monat vor Weihnachten werden die zum selben Konzern gehörenden Ketten Saturn und Mediamarkt nämlich ihr Kassensystem umstellen. Wie beim harten Alkohol im Supermarkt wird dann bei Spielen mit einer gewissen Altersbegrenzung der Kassier oder die Kassiererin gewarnt, sobald das Spiel über den Scanner gezogen wird - und soll einen Ausweis verlangen.

Gelten wird das System für Spiele, die ab 16 beziehungsweise erst ab 18 Jahren eingestuft worden sind, bestätige Christine Knoepffler, Pressesprecherin in der deutschen Zentrale der Media-Saturn-Holding. Im Nachbarland gibt es dieses System schon länger, nun soll auch hier die Jugend geschützt werden.

Welche Spiele aber für welche Heranwachsenden geeignet sind, ist oft nicht so einfach festzustellen - gibt es doch unterschiedliche Methoden der Alterskennzeichnung. Die dann mitunter auch unterschiedliche Empfehlungen abgeben.

In Österreich wird man vor allem die Wertungen zweier Systeme auf der Verpackung finden: jene von Pegi (Pan European Game Information) und der deutschen USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle). Beide sind Organisationen der Industrie - bei der USK sind die Tester allerdings im Auftrag der deutschen Bundesländer tätig. Was wahrscheinlich erklärt, dass die USK-Kennzeichnung tendenziell etwas strenger ausfällt als jene der Pegi. Sind bei dieser im Sommer 2008 16 Prozent der Spiele als "ab 16" beurteilt gewesen, waren es bei der USK im Jahr 2007 19,4 Prozent.

Dass man Wert darauf legt, die Altersgrenze niedrig zu halten, um den Kundenkreis zu vergrößern, bestreiten die Industrievertreter. "Wir sind bemüht, klar zu machen, dass Computerspiele immer für bestimmte Zielgruppen entwickelt werden" , versichert etwa Reinhard Leeb im Gespräch mit dem STANDARD.

Er ist Geschäftsführer der Österreich-Dependance von Electronic Arts, dem weltgrößten Computerspielproduzenten. "Wir sehen einen Aufholbedarf, um Erziehungsberechtigten zur Seite stehen zu können." Allerdings seien die auch aufgefordert, sich damit zu beschäftigen, was die Kinder spielen. Verbote, wie sie die USK aussprechen kann, seien nicht zielführend, ist er überzeugt: "So etwas lockt Jugendliche erst an."

Für Verwirrung sorgt, wenn auf dem Spiel ein "Ab 16" der Pegi steht und ein "Jugendverbot" der USK. "So etwas sollte vermieden werden, die Hersteller der Spielkonsolen selbst legen darauf eigentlich Wert", meint Leeb.

Eigentlich hätten die Eltern zumindest auf den Spielkonsolen Erziehungsgewalt. Denn dort kann man einstellen, bis zu welcher PEGI-Altersklasse Spiele benutzt werden können. Laien müssen die Bedienungsanleitung aber genau lesen, um die Funktion zu finden.

In Österreich wird noch ein Modell verwendet, um den Großen zu sagen, was die Kleinen spielen können. Im Gegensatz zur deutschen USK werden von der "BuPP" nicht Spiele für bestimmte Altersklassen verboten, sondern gute Spiele empfohlen. Mithilfe eines an der Uni Wien entwickelten Fragebogens, mit dem auf Grundlage der Entwicklungspsychologie abgefragt wird, ob ein Kind an einem Spiel überhaupt Spaß haben kann. Denn ein Flugsimulator ist zwar jugendfrei, für die meisten Siebenjährigen allerdings todlangweilig. (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 19.11.2008)