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Bären gibt es - evolutionsgeschichtlich gesehen - erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit. Wie ihr Stammbaum genau aussieht, darüber sind sich die Forscher bis heute nicht einig.

Foto: REUTERS/Mathieu Belanger

Washington/München/Paris/Wien - Woher kommen die Bären und wie sieht ihr Stammbaum aus? Bislang war sich die Wissenschaft in vielen Details uneinig, was die Antworten auf diese Fragen betrifft, doch aktuelle Untersuchungen an mitochondrialer DNA könnte bald Licht ins Dunkel bringen, wie "Science" berichtet.

Einig sind sich die Wissenschafter darin, dass sich die Bären weltweit erst in relativ junger Vergangenheit in ihren verschiedenen Formen verbreitet haben. Einen wirklich gültigen Stammbaum - samt dem mittlerweile erforderlichen stichhaltigen genetischen "Unterfutter" - gab es aber bisher noch nicht.

Neue Ära in der Bärenforschung

In den vergangenen Monaten sind zwei Untersuchungsergebnisse publiziert worden, die eine neue Ära in der genealogischen Bärenforschung einläuten. Vor wenigen Wochen veröffentlichten Jean-Marc Elalouf und Co-Autoren die Sequenzen der Erbsubstanz mitochondraler DNA von einem 32.000 Jahre alten Höhlenbären aus Chauvet (Department Ardeche) in Frankreich. In der Höhle wurden vor Jahren die bisher ältesten bekannten Malereien der Menschheit gefunden.

Schon im Sommer dieses Jahres hat Michael Hofreiter vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig die Daten von mitochondrialem DNA-Material eines 44.000 Jahre alten "österreichischen" Höhlenbären publiziert. Die mitochondriale DNA findet sich in Zellen außerhalb des Zellkerns, in den "Kraftwerken" der Zellen und stellt eine im Vergleich zur viel größeren Zellkern-DNA einfachere Möglichkeit dar, Stammbäume von Lebewesen zu erforschen.

Im vergangenen Jahr hat der chinesische Wissenschafter Ya-ping Zhang erstmals komplette DNA-Daten zur mitochondrialen Erbsubstanz von fünf lebenden Bärenarten veröffentlicht. Damit schließt sich der Kreis, weil man sie jetzt mit den "alten" Bären vergleichen kann.

Die Ergebnisse

  • Vor zwölf Millionen oder 19 Millionen Jahren spaltete sich von den Vorläufern der heute lebenden Bären die Ahnen der Riesenpandas ab.
  • Insgesamt gibt es - je nach Arbeitsgruppe - statt ehemals sieben nur noch drei oder vier Gattungen an Bären.
  • Die französische Wissenschaftergruppe meint, dass alle derzeit lebenden Bärenarten erst vor zwei bis drei Millionen Jahren entstanden sind. Hofreiter setzt diesen Zeitpunkt bei vor fünf Millionen Jahren an.

Wer in den Details Recht hat, wird sich erst weisen. Aber wichtig wird in Zukunft ein technologischer Sprung werden, der beiden Teams gelang: Die Extrahierung und das Analysieren von uralter mitochondrialer DNA aus Eiszeit-Zeiten, die nicht tiefgefroren blieb. Damit könnten ähnliche Projekte in Zukunft einfacher werden und nicht nur Tiere umfassen, die "hoch oben im Norden" lebten. (APA/red)