Bärenbändiger Georg Puz zeigt hier einigen Jungbären, darunter auch Guido Gluschitsch wie man richtig einen Hang hinaufjagt. Wie es den kleinen Grizzlys dabei ergangen ist lesen Sie hier...

Foto: derStandard/Gluschitsch

Ein bisserl fühlt es sich so an, als würde der hintere kurveninnere Reifen des ATV schon abheben. Der Grizzly hebt eine Pfote. Der Yamaha Grizzly. 550 Kubikzentimeter, 260 Kilogramm, zwanzig Liter Kraftstoff, vier Räder, vier hydraulische Bremsen, vier Ventile, vier Takte, 4WD/ 2WD, ein Zylinder, ein Automatikgetriebe, ein Rückwärtsgang und ein Wendekreis von 6,4 Metern, wenn man nicht im harten Drift anzirkelt. Das ist kein Sportquad, sondern ein allradbetriebener Traktor für die Hosentasche, wie die gux den Grizzly sofort enttarnt. Aber nur, weil der Yamaha mehr nützlich ist und weniger sportlich, heißt das ja noch lange nicht, dass man nicht auch den Grizzly sportlich bewegen könnte und sofort auf die Suche nach dem kleinsten angedrifteten Wendekreis geht.

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Die hohen Yamaha-Vertreter wollen natürlich die breite Nutzbarkeit des ATVs unterstreichen und stellen ihn vor einem Steilhang ab. „Mit dem Untersetzungsgetriebe und dem Allradantrieb kannst da ganz normal runterrollen.“ Die Kollegenschaft von den Forstwirtschafts-, Heeresgefährt-, und Hardcore-Garten-Umgrab-Magazinen kriegt reifengroße Augen als sie die Kombination aus Steilhang und „Lass einfach runterrollen!“ das erste Mal hört.

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Georg Puz, bei Yamaha Motor Austria für Schneemobile, Jetskis und ATVs zuständig, zeigt die Übung vor. An die Kante fahren, Gewicht nach hinten, runterrollen lassen. Unten dreht er um und fährt den gleichen Steilhang wieder hinauf, in den Rasten stehend, das Gewicht nach vorne verlagernd.

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Wir sind unweit des Kaunertaler Gletschers, auf einem Plateau in rund 2000 Meter Seehöhe. Die Kollegen kriegen bei der Vorführung schon Schnappatmung, dass ein Karpfenteich von innen auch nicht anders aussehen tät. Muss an der dünnen Luft liegen. Ich bin den Grizzly 550 schon einmal kurz gefahren. Und ich kann mich noch erinnern, dass der Grizzly eine ordentliche Power hat und sauber umgräbt, wenn man es ihm über den Gasknopf befiehlt. Und so komme ich zu dem Schluss: Jetzt aber einmal so wie es sich gehört!

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>>> Ein wahrer Erdäpfelpflug

Weil, das ganze Brauchbare ist ja gut und schön, sicher wichtig für die Weinbauern und Landwirte, wenn ihnen grad wer beim Arbeiten zuschaut. Aber was macht der Besitzer eines Grizzly 550, wenn grad keiner herschaut? Genau: Driften, dass die Hälfte reicht. Da wird einfach der Pflug abgespannt und der Acker mit gleichmäßigen Kreisen aufgerissen, bis den Erdäpfel schwindlig ist. Und wenn ich mich so umschaue, dann wird es an mir sein, den werten Kollegen die Drifteigenschaften eines Hosentaschentraktors zu demonstrieren.

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Ich fahre mit dem Grizzly 550 an die Hangkante, schalte den Allradantrieb ab und stell das Automatikgetriebe von L wie Landschildkröte auf H wie Hoppala-Hase. Mit einem beherzten Gasstoß lass ich mich den Abhang runter, fahre weiter zu einer kleinen Schotterfläche und fang’ zu driften an. Das Gewicht verlagere ich so weit es nur geht auf die Kurveninnenseite, Lenker auf Anschlag und dann Vollgas. Die jetzt noch angetriebenen Hinterradeln reißt es durch wie meine Oma nach halben Liter Rizinusöl.

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Der kurvenäußere hintere Reifen baut grad ein bisserl zu viel Grip auf und der Grizzly fängt an, ein wenig über die Vorderachse zu schieben. Ich hab das Gefühl, dass sich das kurveninnere Rad vom Boden hebt. Ein arges Gefühl.

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Nur Memmen gehen jetzt vom Gas. Ich bleib drauf. Das kurveninnere Rad hebt ordentlich ab, dadurch kriegt das kurvenäußere Rad sehr viel Druck. Und weil so ein ATV-Reifen ja kein Waschlappen ist, welcher in der Situation sein innerstes preisgeben würde, verbeißt sich der Pneu in den Untergrund. Ich flieg wie bei einem Highsider vom Bock und lande mit einem ordentlichen Klescher. Helm deformiert, Hüfte im Arsch und Arsch geschwollen. Ich könnte jetzt dem Grizzly nachlaufen, der sich wieder aufgestellt hat und holladrio in Richtung Baumgrenze zieht, aber nach dem Aufschlag am Rücken weiß ich noch nicht so recht, wie ich das mit dem Luft holen machen soll.

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Es ist irgendwie schön, wenn man einen Ruf hat. Es kommt mir keiner zu Hilfe, alle stehen oben am Plateau und schauen kopfschüttelnd runter. Überrascht ist natürlich keiner. Nur davon, dass ich den Testride mit dem Grizzly 350 und dem Rhino 700 auslasse. Was natürlich nichts damit zu tun hat, dass ich weder sitzen noch stehen kann, sondern nur daran, dass ich mich ein bissl wie eine schwindlige Kartoffel fühl.

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(Text & Bilder: Guido Gluschitsch, Bildbearbeitung: Wolf-Dieter „Graf Foto“ Grabner)