Wien - Im Buch "Korrupte Medizin" stellt Hans Weiss eine einfache Rechnung an: Die Wirkstoffe würden nur ein bis zwei Prozent jener Kosten ausmachen, die pro Medikamentenschachtel anfallen.

Fakt ist, dass die hohen Medikamentenkosten entscheidend zum Defizit der Gebietskrankenkassen beitragen. Laut dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger beliefen sich die Ausgaben dafür allein im vergangenen Jahr auf 2,8 Milliarden Euro. 2008 soll erstmals die Drei-Milliarden-Euro-Grenze überschritten werden. Im Zehnjahresvergleich bedeutet das eine Kostensteigerung für Medikamente um mehr als 100 Prozent: 1997 gaben die Sozialversicherungen "nur" knapp 1,5 Milliarden Euro dafür aus.

Nachhaltig mehr Geld

Die Krankenkassen wiederholten am Montag altbekannte Forderungen an den Bund. Die maroden Kassen mit einem 450 Millionen schweren Paket vor der Pleite zu retten, sei zwar richtig, sagte der Obmann der Salzburger Gebietskrankenkasse, Siegfried Schluckner, das schaffe "aber noch keine Nachhaltigkeit" . Die Finanzierung des Gesundheitssystems müsse auf die steigenden Ausgaben durch die Alterung reagieren, forderte er: "Wir können uns das mit den derzeitigen Mitteln nicht leisten."

Hauptforderung der Gebietskrankenkassen: Der Bund solle den "Hebesatz" für ASVG-Pensionisten wieder an den für pensionierte Bauern und Selbstständige anpassen. Dabei handelt es sich um jenen "fiktiven Dienstgeberbeitrag", den der Bund zu den Krankenversicherungsbeiträgen der Pensionisten dazu zahlt. Er war für ASVG-Pensionisten im Jahr 2000 deutlich gesenkt worden, ohne die Kassen für die entgangenen Einnahmen zu entschädigen. Wenn der Bund außerdem die Kosten für versicherungsfremde Leistungen übernehme, sei es möglich, dauerhaft ausgeglichen zu bilanzieren, sagte Schluckner. (hei, pehe/DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2008)