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Blutanämie  ist nicht immer gleich erkennbar.  Einige Menschen werden auffallend blass, sind müde, antriebslos leiden unter unter Haarausfall und rissigen Mundwinkeln.

Foto: Reuters/Caronna

Laut WHO ist die Hälfte der Weltbevölkerung von einem Eisenmangel betroffen, 1,5 Milliarden Menschen sind auch anämisch, ihr Organismus mit Sauerstoff daher permanent unterversorgt. Gewebe und Organe leiden darunter.

Das Blut macht den Teint rosig. Es zirkuliert durch den Körper, wird in der Lunge mit Sauerstoff beladen und im Anschluss zu sämtlichen Körperzellen in der Peripherie transportiert. Ein wichtiger Prozess, der allerdings nur mit Hilfe von Eisen auch störungsfrei funktioniert. Das Spurenelement wird für die Synthese des Hämoglobins, dem roten Blutfarbstoff der roten Blutkörperchen, benötigt. Der Sauerstoff in der Lunge wird an den Farbstoff gebunden.

"Das Eisen alleine ist uns Hämatologen eigentlich nicht wichtig", so Ulrich Jäger, Leiter der Abteilung für Hämatologie an der Medizinischen Universität in Wien. Das Zauberwort heißt nämlich Ferritin. Bei einem Eisenmangel ist dieses Speichereiweiß im Blut deutlich erniedrigt. Hinweis für eine Blutarmut ist das aber nicht, denn anämisch ist ein Patient nur, wenn auch das Hämoglobin im Blut sinkt.

Blass, müde und antriebslos

Das Blutbild gibt Aufschluss, bei Betrachtung der Symptome verschwimmen die Grenzen. "Es gibt Menschen die bemerken trotz Anämie über lange Zeit absolut keine körperliche Veränderung", betont Jäger. Andere dagegen werden auffallend blass, sind müde und antriebslos und suchen unter Haarausfall leidend, mit rissigen Mundwinkeln und gerillten Fingernägeln den Arzt auf.

Typisch für diejenigen, die sich fühlen wie immer, ist der chronische Blutverlust, hier für den Mangel an Eisen verantwortlich. Häufiges Beispiel: Die Sickerblutung eines chronischen Magengeschwürs. Bei dieser Erkrankung verliert der Patient permanent Blut in ganz kleinen Mengen. Langsam genug, damit der Körper auch genug Zeit findet, sich daran zu gewöhnen.

Mit jeder Monatsblutung der Frau gehen bis zu 30 Gramm wertvolles Eisen verloren. Kein Wunder also, dass allein der Menstruation wegen, 40% aller Frauen im gebärfähigen Alter, von einem Eisenmangelzustand oder der Eisenmangelanämie betroffen sind.

Eisenmangel durch unausgewogene Ernährung

Neben Blutungen bestimmt auch die Ernährung den vorhandenen Eisenstatus im menschlichen Organismus. "Vegetarier können ihren Eisenbedarf problemlos mit Nahrung abdecken" erklärt Jäger und räumt ein geläufiges Vorurteil aus dem Weg. Fleisch und Milch sind zwar wichtige Eisenquellen, aber eine Vielzahl pflanzlicher Nahrungsmittel, wie verschieden Gewürze, Nüsse oder Bohnen enthalten ebenfalls sehr viel Eisen.  Der Grund, warum die Eisenmangelanämie zu den ernährungsbedingten Krankheiten gezählt wird, hat also nichts mit Vegetarismus zu tun, sondern liegt viel mehr an einer einseitigen und unausgewogenen Ernährung.

Die WHO hat sich um Klarheit bemüht. Mit Hämoglobinwerte unter 12g/dl bei der Frau und unter 13g/dl beim Mann wurde die Anämie unter anderem von ihr genau definiert. Für den Eisenmangel wurden Ferritinwerte unter 10µg/l Blut festgelegt. "Viele Laboratorien halten sich bedauerlicherweise nicht daran und kreieren ihre eigenen Grenzwerte", berichtet der Wiener Hämatologe und befürchtet damit eine sinnlose Verunsicherung in der Bevölkerung.

Eisen in Überdosierung lebensbedrohlic

Eisenpräparate ja oder nein, für diese Entscheidung ist ein korrekter Blutbefund allerdings unabdingbar. Bei gleichzeitiger Einnahme mit Orangensaft wird das Eisen vom Körper noch besser resorbiert. Zwingend ist diese Kombination aber nicht. "Eisen ist eine sehr irritierende Substanz und wird nicht von jedem gut vertragen", betont Jäger und empfiehlt seinen Patienten bei Magenproblemen das Eisen gemeinsam mit dem Frühstück oder Mittagessen zu schlucken. Zwar dauert die Therapie dann etwas länger, aber letztendlich profitiert der Patient trotzdem davon.

Entgegen der Meinung eines Schweizer Allgemeinmediziners warnt Jäger vor der Einnahme von Eisenpräparaten bei unauffälligen Ferritin- oder Hämoglobinwerten, denn in seltenen Fällen kann Eisen in Überdosierung beim Menschen lebensbedrohlich sein. (phr, derStandard.at, 17.11.2008)