Ab 1. Jänner 2009 werden Geldstrafen dafür sorgen, dass der Qualm draußen bleibt

An den "Beratungstagen zur Raucherentwöhnung" soll unter anderem der Smokelyser-Test die Raucher zum Aufhören bewegen

Elf Uhr Vormittag vor dem Eingang des Wiener Juridicums. Dort wo sich sonst Studenten in kleinen Gruppen zusammenscharen um schnell noch gemeinsam eine Zigarette vor der ersten Vorlesung zu rauchen, ist heute weit und breit kein Mensch zu sehen. Auch im Inneren des Gebäudes ist nicht alles wie sonst. Überzeugte Nichtraucher haben im Zuge der "Beratungstage zur Raucherentwöhnung" der Universität Wien einen großen Teil der Aula eingenommen, Infostände aufgebaut, Broschüren gestapelt und abschreckende Plakate aufgehängt. Verdeckt vom breiten Treppenaufgang kann man nur ein paar Mutige erahnen, die sich am anderen Ende der Aula gerade eine Zigarette anzünden.

Geldstrafen ab 2009

"Es ist schade, dass die Uni so weit gehen musste, Strafen zu verhängen", sagt Saher Khatib von der Initiative Rauchfrei Studieren. Denn in öffentlichen Gebäuden herrscht zwar seit 2005 Rauchverbot, mit 1. Jänner des nächsten Jahres soll es aber auch Verwaltungsstrafen geben. 100 Euro wenn man sich erwischen lässt, im Wiederholungsfall sogar mehr. Raucherersparnisrechner, Computersimulation, Lungenfunktionsmessung oder Ernährungsberatung sollen nun an drei verschiedenen Terminen am Wiener Juridicum, im NIG und im Uni-Hauptgebäude die Raucher zum Aufhören bewegen.

An der MedUni wird dank der Initiative Rauchfrei Studieren nur mehr draußen geraucht, so Khatib, im Juridicum qualmt es auch noch drinnen. Nur heute ist die Luft im Gebäude überraschend frisch. Ob Leute durch die Beratungstage wirklich zu Nichtrauchern werden, weiß auch Khatib nicht. "Aber wir haben gemerkt, dass viele wirklich aufhören wollen. Den Rauchern sollen Alternativen geboten werden, sozusagen als Übergang zum Aufhören, " so der Medizinstudent.

Aufhören und zulegen

Eine dieser Alternativen befindet sich nur wenige Meter weiter bei Josefine Kalenda am Nicorette-Stand. Gerade bleibt ein junges Pärchen stehen und lässt sich den Smokelyser-Test, der den Abhängigkeitsgrad mithilfe der Atemluft messen soll, ausführlich erklären. Kalenda war früher selbst starke Raucherin, heute vertreibt sie unter anderem Nikotinersatzprodukte.

Auch Ernährungswissenschafterin Marie Maarfia hat während ihres Studiums geraucht, dann aber aus gesundheitlichen Gründen aufgehört. Sie sitzt am Stand neben Kalenda und bietet Ernährungsberatung im Zuge der Raucherentwöhnung an. Vor allem die Hefte mit Rezeptvorschlägen kommen heute gut an. "Viele Raucher haben Angst, an Gewicht zuzunehmen, wenn sie aufhören", so Maarfia. Sie selbst fühle sich als Nichtraucherin viel besser, auch wenn sie ein bisschen zugenommen hat. "Man sollte auf jeden Fall viel trinken, reichlich Obst und Gemüse essen und nur zu Knabbereien greifen, die nicht zu fett sind," so die Ernährungswissenschafterin.

Zehn Jahre Rauchen: 13.505 Euro - eine Weltreise

Obwohl am Juridicum wenig los ist, schlendern doch die meisten Studenten an den Info-Ständen vorbei - wenn auch nur, um sich die Zeit vor der nächsten Vorlesung zu vertreiben. Der Flachbildschirm am Stand der Initiative "Smoking statt smoking" zieht jedoch fast alle an. Eine Studentin lässt sich gerade anhand einer Computersimulation ihres Fotos zeigen, wie sie als Raucherin altern würde. „Das Ergebnis ist schockierend. In 50 Jahren werde ich genug Falten haben, da muss ich nicht auch noch mit Rauchen nachhelfen," sagt sie kopfschüttelnd.

Medizinstudent Florian Blauensteiner sieht seine Arbeit bei den Beratungstagen "als Werbung für das Positive des Nichtrauchens". Ein "Raucherersparnisrechner" soll beispielsweise zeigen, wie viel Geld mehr man als Nichtraucher am Bankkonto haben könnte. Eine Woche: 25, 90 Euro, soviel wie ein Hauptgang im Restaurant Steirereck. Ein Jahr: 1350 Euro, ein Luxusfüller von Montblanc. Zehn Jahre: 13.505 Euro, eine Weltreise.

Clemens Becsi vom Arbeitsmedizinischen Zentrum will den Rauchern durch die Beratungstage vor allem ins Gewissen reden. Wie viele jedoch wirklich aufhören werden, kann auch er nicht sagen: "Wenn man weiß, dass man fünf bis sieben Anläufe braucht um aufzuhören, darf man nicht zu viel erwarten." Seine Kollegin Beata Lutomska-Kaufmann hofft vor allem, dass sich Hilfesuchende an das Arbeitsmedizinische Zentrum wenden. Das von ihnen angebotene Seminar zur Raucherentwöhnung ist jedoch noch nie zu Stande gekommen - es haben sich nie genügend Teilnehmer an der Uni gemeldet. Und auch heute ist ihr Stand bisher leer geblieben. (Maria Fanta/ derStandard.at, 17. November 2008)