Luana Muniz.

Foto: ORF/Greber

"Ich bin nicht anders als alle anderen", sagt Luana Muniz am Beginn des filmischen Porträts, das diesen Umstand eine Stunde lang untermauert. Was die - laut Eigendefinition - Luxusprostiuierte besonders macht, ist, als Mann geboren zu sein und ein selbstbewusstes Leben als Transvestit zu führen.

"Vom Leben dazwischen - Das dritte Geschlecht von Rio" von Marianne Greber und Christian Riehs (Sonntagabend im ORF) ist eine beachtliche Doku. Die filmische Konzeption verlässt sich auf kluge Einfachheit: Mit Musik unterlegte Schwarz-Weiß-Szenen heben das Arbeitsleben auf den Straßen von Rio de Janeiro vom Privatleben und den monologischen Darlegungen Muniz' ab. Kein Kommentar aus dem Off wertet, filtert oder hilft.

Luana Muniz, knapp 50, redet gerne, liebt die Kamera, ist klug und reflexiv und damit prädestiniert, eine wenig verstandene Szene begreifbar zu machen. Sie legt eine stimmige Weltsicht dar, wenn sie von der Suche nach Weiblichkeit in Perfektion und vom Frausein als Kunst spricht. Schon mit elf war der Wunsch da, zum anderen Geschlecht zu gehören, der Rest sei "natürlicher Prozess" gewesen. Vorurteilen tritt Muniz mit resolutem Auftreten und dem Argument entgegen, dass die hasserfüllten Leute letztendlich nur etwas umbringen wollen, was in ihnen selbst existiert. Dass der Transvestit meint, dass man sehr Mann sein müsse, um das Leben eines anderen zu retten, zeigt, wie sehr das Dazwischensein die konventionellen Geschlechterbilder braucht.

Bilder von Marianne Greber zum Thema sind noch bis Monatsende in der Künstlerhaus-Galerie in Wien zu sehen. (pum/DER STANDARD; Printausgabe, 17.11.2008)