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Schlangen oder andere tierische blinde Passagiere findet Piero, Hund der Zollfahndung am Flughafen Wien-Schwechat, selten. Verbotenerweise eingeführte Lebensmittel sind öfter im Koffer.

Foto: APA

Wien - "Eine Studie 2001 ergab, dass in den USA jeder zehnte erwachsene US-Amerikaner innerhalb eines Jahres eine durch verseuchte Nahrung übertragene Krankheit erleidet. Neuere Ergebnisse sprechen dafür, dass es bereits jedem Dritten passiert", sagt Wolf-Dietrich von Fircks, Rektor der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW). Vergangene Woche machte er im Rahmen einer Veranstaltung zur European Veterinary Week am Flughafen Wien-Schwechat deutlich: Essbare Souvenire aus fernen Ländern werden nicht aus Jux und Tollerei konfisziert. Seit der Geflügelpest 2006 wurden die Kontrollen bei der Einfuhr von Lebensmitteln und lebenden Tieren noch verstärkt.

Das Ergebnis einer Fahndungswoche füllt die Fläche eines etwa zwei mal einen Meter großen Tisches: eine mit kleinen Fischen bis obenhin angefüllte Plastikflasche, eine Großpackung exotisch aussehender Würste, bröseliger Käse, Fleischbrocken und in Folie eingeschweißte getrocknete Tintenfische aus Laos hatten die Beamten sichergestellt. "Diesmal ist kein Bush-Meat darunter, aber das findet sich derzeit auch oft in den Koffern", sagte Gerhard Marosi vom Finanzministerium.

Es ist verboten, tierische Produkte in die EU einzuführen. Für einige Länder gelten zwar Ausnahmen - wie etwa für Kroatien und die Schweiz. Doch auch von dort dürfen nur kleine Mengen zum persönlichen Verzehr mitgenommen werden. Um illegale Einfuhren zu verhindern, werden Gepäckstücke mit Röntgengeräten auf organisches Material gescannt. Rund 20 Millionen Passagiere reisen pro Jahr über den Flughafen Wien-Schwechat. Besonders viel ist im Winter los: "Jänner, Februar und März, wenn die Leute Fernreisen machen, haben wir besonders viele Aufgriffe", sagt Robert Geschina, Zoll-Teamleiter am Flughafen.

Tonnenweise Verbotenes

Im ersten Halbjahr 2008 wurden in Schwechat 1800 Kilogramm Fleisch aus dem Verkehr gezogen. Die Menge sinkt laut Zollbeamten seit drei Jahren: Als 2006 die Kontrollen verschärft wurden, griffen die Fahnder noch mehr als 17 Tonnen verbotenerweise eingeführte Nahrungsmittel auf.

2007 waren es 7,7 Tonnen Risikomaterial. Mit je rund der Hälfte fiel der größte Teil davon auf Käse- und Milchprodukte. Das meiste kommt aus der Türkei sowie Ägypten, China und Israel, sagt Geschina. Das Material wird abtransportiert und in der Müllverbrennungsanlage entsorgt. In den vergangenen Jahren ist laut Geschina nicht nur der Schmuggel mit tierischen Nahrungsmitteln zurückgegangen, sondern auch jener mit lebendigen Tieren. Zehn bis 20 werden pro Jahr im Gepäck gefunden. Für die Suche danach hat die Zollfahndung eigene Schnüffelhunde. Zu den tierischen blinden Passagieren gehören Schlangen, Geckos, Papageien und Reptilien. Grund für einen Rückgang des Tierschmuggels dürften nicht nur verstärkte Kontrollen sein, sondern auch der Umstand, dass aufgrund der steigenden Zahl von Direktflüge weniger Schmuggler in Wien umsteigen. (Grudrun Springer, DER STANDARD Printausgabe, 17.11.2008)