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Überraschende Freude: Lindsey Vonn realsiert nach schwerem Fehler ihren ersten Slalom-Sieg.

REUTERS/Bob Strong

Levi - Die US-Ski-Königin Lindsey Vonn hat das Zepter im Alpin-Weltcup weiter fest in der Hand und Österreichs Damen haben im ersten Slalom ohne Marlies Schild erstmals seit fast drei Jahren keinen Podiumsplatz geschafft. Während Weltcup-Gesamtsiegerin Vonn am Samstag in Levi sensationell ihren ersten Slalomsieg vor der Schwedin Maria Pietilä-Holmner und ihrer deutschen Busenfreundin Maria Riesch feierte, rettete Nicole Hosp die ÖSV-Ehre als Vierte.

Beeindruckende Serie zu Ende

Der erste Slalom der Saison 2008/2009 war damit auch der erste Torlauf seit jenem am 23. Jänner 2005 in Marburg, in dem keine ÖSV-Lauferin auf das Podest gekommen ist. Von den jüngsten 18 Slaloms hatten die ÖSV-Damen 15 gewonnen, 12 davon alleine die überragende Schild, die aber nun verletzt fehlt. Auch in Levi, wo es zuletzt noch einen Dreifachsieg durch Schild vor Hosp und Zettel gegeben hatte, blieben Österreichs Slalom-Damen erstmals in sechs Rennen ohne Platz auf dem Podest. Mit Hosp und Michaela Kirchgasser (15.) kamen sogar nur zwei von sechs ÖSV-Damen in die Punkte.

Möglich gewesen wäre aber auch ohne Schild viel mehr. Denn Hosp griff mit nur 0,22 Sek. Rückstand auf Vonn als Zweite des ersten Durchgangs sogar nach dem Sieg, Zettel als Fünfte zumindest nach einem Podestplatz. Der Tirolerin machte dann aber ein schwerer Schnitzer im zweiten Durchgang einen Strich durch die Rechnung, Zettel übertrieb es im Steilen mit dem Risiko und schied aus. "Der Fehler kam zum ungünstigsten Zeitpunkt. Ich habe alles riskiert, weil viel drin war, es ist in die Hose gegangen", sagte die Niederösterreicherin, die in Sölden den Auftakt-Riesentorlauf gewonnen hatte.

Hosp, im Vorwinter zweifache Slalom-Saisonsiegerin und Weltcup-Zweite hinter Schild, war natürlich "angezipft". "Ohne diesen Bock wäre das Podium drin gewesen, wahrscheinlich sogar mehr", seufzte die Tirolerin. Dennoch war sie trotz Schuhwechsels und entgegen der Einschätzung ihrer Trainer, die Hosps unkonstante Leistungen im Training moniert hatten, die mit Abstand beste Österreicherin, hätte auch gewinnen können.

Hosp im Rennen wieder top

"Die Trainer haben noch immer nicht kapiert, dass ich im Training und im Rennen wer anderer bin. Da kann ich einfach den Schalter umlegen", lautete Hosps Replik. Verärgert war sie jedenfalls doppelt.

So aber ging der Sieg sensationell an Vonn. Schon im ersten Lauf legte die bisher als Speed-Spezialistin gegoltene US-Amerikanerin, der jetzt nur noch der Riesentorlauf fehlt, eine klare Bestzeit vor und überraschte alle damit, dass sie nicht nur im sehr flachen oberen Teil schnell war.

Das Unfassbare geschah dann aber im Finale, als sie im Steilhang einen kompletten "Steher" hatte und am Ende trotzdem überlegen ihren ersten Slalom gewann und bereits 14. Weltcupsieg feierte. Damit führt die Titelverteidiger nach zwei Rennen auch schon wieder die Gesamtwertung an.

Fassungslose Vonn

"Ich bin fassungslos. Ich habe zwar etwas mehr Slalom trainiert, damit hätte ich aber nie gerechnet", sagte Vonn, die wie RTL-Spezialistin Pietilä-Holmner erstmals auf das Slalompodest gefahren war. "Ich dachte schon, alles verloren zu haben. Ein unglaublicher Tag", freute sich Vonn. Riesch ist zwar ebenfalls Speed-Spezialistin, hat in Levi vor fünf Jahren aber auch ihren ersten und bisher einzigen Slalom gewonnen.

Erfolge, die sicherlich auch mit dem besonderen Hang auf dem nur 300 m hoch und einsam in die Gegend ragenden "Inselberg" Levi Tunturi zu tun haben. "Hier ist es ähnlich flach wie in Minnesota, wo ich herkomme. Vielleicht lag es daran", meinte Vonn lachend. ÖSV-Alpinchef Hans Pum sah in Vonns Steher sogar einen kleinen Vorteil. "Dadurch ist sie nicht mit so hohem Tempo ins Steile gekommen, vielleicht wäre es ihr sonst zu schnell geworden." (APA)