Zwei Sorten - also zwei Trinker.

Foto: Standard/Roman David-Freihsl

Manche Geschichten, die in das Gefüge der Stadt eingeschrieben wurden, lassen sich kaum noch entziffern. Wie jene der zwei Bierflaschen, die eines Nachts auf dem Gehsteig in der Landstraßer Hauptstraße standen. Die waren nicht einfach in ein Winkerl gestellt worden - sondern peinlich genau in einer Linie am Gehsteigrand. Als ob das eine ganz bestimmte Bedeutung hätte, ein Code für jene, die wissen, worum's geht.

Ein Stiegl war das eine Bier, von Heineken die andere Flasche - halb voll. Der Abstand: in etwa eine Autolänge. Was auch ein wenig den Eindruck erweckte, hier wäre ein Parkplatz reserviert worden. Und der dahinter war tatsächlich frei.

Zwei Sorten - also zwei Trinker. War's ein Streit? "Stell die Flaschen hin!" als Pendant zu "Nimm die Brille obe"? Oder "die zwei", die sich vornahmen: "Ab morgen wird nicht mehr getrunken" - "Aber auch nicht weniger"? Oder ein Paar, das im Rausch beschloss: Wenn schon Littering - dann ordentlich?

Wir werden es wohl nie erfahren. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD - Printausgabe, 15./16. November 2008)