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Board-Chairman Haider (re) - früher jahrelang Verbund-Generaldirektor und Michael Treichl (li.) der auch im MIP-Board saß.

Foto: APA/Techt

Wien - "Wenn Sie das neue Board wählen wollen bitte, gehen Sie auf diese Reise." Mit diesen Worten schloss Heinrich Schwägler, ehemaliger Direktor von Meinl International Power (MIP) bei der MIP-Sonderhauptversammlung am Freitag seine Wortmeldung.

Die Anleger haben es sich zu Herzen und die Reise aufgenommen: Das gesamte Direktorium wurde abgewählt. Damit übernehmen jene Direktoren, die von den Meinl-unabhängigen Investoren rund um Alexander Proschofsky nominiert wurden, das Ruder. Die neuen Direktoren - Richard Boleat, George Baird, Wolfgang Vilsmeier, Hans-Peter Dohr, Björn Pirrwitz, Wilfried Hassler und Fred Duswald - wollen nun die Investments prüfen und eine neue Strategie festlegen.

Satzungsänderung

Mit der Abstimmung haben sich die "Rebellen" auch eine Satzungsänderung genehmigen lassen, mit der die Möglichkeit einer Zwischendividende geschaffen wurde. Ob eine solche an die Anleger ausgeschüttet wird, wird geprüft.

Die Stimmung in der Hauptversammlung war kalt-warm. Als MIP-Vorsitzender Hans Haider bekanntgab, dass die beiden Versammlungstage Kosten von rund 2,5 Mio. Euro verursachen werden, empörte sich Rebellen-Sprecher Proschofsky: "Wenn ich das auf gut Wienerisch sage, und ich meine das nicht beleidigend: Haben Sie einen Knall?" Gerechtfertigt wurden die Kosten mit dem hohen Aufwand für Rechtsberatung.

Ausgeblieben sind auch in dieser Hauptversammlung nicht die Gerüchte, wonach die Meinl Bank bis zuletzt versucht habe, Stimmen zu kaufen. Bis zu acht Euro sollen für Zertifikate, die bis wenige Minuten vor der schicksalshaften Abstimmung den Besitzer gewechselt haben, geboten worden sein.

"Habe ein gutes Gewissen"

Der abgewählte MIP-Vorsitzende Haider sagte nach der Versammlung, dass er ein "gutes Gewissen" habe und "mit aufrechtem Gang hinausgehe". Und: "Hätte ich alles gewusst was ich heute weiß, hätte ich mich für dieses Thema nicht hergegeben." Er betonte: "Ich habe aber auch immer gesagt, dass ich nicht aufstehe und davonrenne."

Dem Publikum sagte Haider, er würde niemandem empfehlen, in ein Unternehmen zu investieren, das nicht sämtlichen Bestimmungen des österreichischen Übernahmegesetzes über ein Pflichtangebot bei Kontrollwechsel und sämtlichen Transparenzbestimmmungen des Börsengesetzes oder vergleichbaren EU-Bestimmungen unterliege. Ohne diese Bestimmungen seien im regulierten Markt verpönte Praktiken Tür und Tor geöffnet. Der Abschlag des Kurses der Zertifikate zum inneren Wert habe dort eine seiner Hauptursachen.

Vom Putsch hat der Kurs - vorerst - profitiert. Die Papiere haben um 13,33 Prozent zugelegt. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15./16.11.2008)