Vor lauter Pseudopatriotismus ist der Verkauf der AUA schlussendlich zum Notverkauf mit Heckflossenkosmetik geraten. Wahrscheinlich kommt er überhaupt nur zustande, weil er mitten in den größten Abschwung seit 1955 hinein passiert: Denn würde die einsetzende Rezession nicht kräftig zur Ausweitung der Verluste beitragen, wäre die Versuchung zum teuren Durchwurschteln übergroß.

So wird der Zuschlag, wie von Beginn an erwartet, an die Lufthansa gehen. Das ist kein schreckliches Schicksal, wie der Blick zu den Schweizer Nachbarn zeigt. Zwar ist die Swiss um einiges kleiner als die seinerzeitige Swissair. Aber sie ist wieder eine respektable, profitable Airline geworden, die den Schweizer Markt und darüber hinaus das internationale Publikum bedient. Ähnliches ist für die AUAzu hoffen:dass das Beste aus dem herausgeholt wird, was der österreichische Markt an Flugaufkommen hergibt.

Aber der Abschied der ÖIAG geriet zu einem solch erbärmlichen Schauspiel, wie es die Jahre der Eigentümerschaft davor waren, die die AUA in ihre unhaltbare Position brachte. Nachdem die groteske Hoffnung auf den Retter aus dem Morgenland geplatzt war, wurde eine Ausschreibung durchgehudelt, bei dem die Lufthansa dank jahrelanger AUA-Partnerschaft die Nase vorne hatte. Air France-KLM, dem einzigen ernst zu nehmenden potenziellen Mitbieter, wurden die Informationen vorenthalten, über die die Lufthansa selbstverständlich verfügte. Diese Abschiedsvorstellung wird uns noch lange in Erinnerung bleiben:Nicht, weil die Lufthansa hoffentlich die AUA saniert. Sondern weil sie die EU-Gerichte beschäftigen wird. (Helmut Spudich/DER STANDARD Printausgabe, 14. November 2008)